Datum 1966
höchste Platzierung 3
Album
Website http://www.chris-andrews.net/

Ă–LIG-PENETRANTE MITKLATSCHPANADE

Die Zahlen stagnieren, ohne Zweifel und die Statistik lĂĽgt nicht: Seit einigen Jahren bewegt sich so gut wie nichts. Es scheint so, als wĂĽrde die kleine nordrhein-westfälische Stadt Selm im Regierungsbezirk Arnsberg kein wirklicher Anlaufpunkt fĂĽr junge Familien und Freunde des Ruhrgebiets zu sein – nicht anders ist es zu erklären, dass die Bevölkerungszahl seit vielen Jahren nahezu konstant geblieben ist. FĂĽr Christopher Frederick Andrews, der nicht nur wegen seiner deutschen Gattin bereits seit langem ein inniges Verhältnis zur Bundesrepublik pflegt, war es vor einigen Jahren trotzdem kein Hindernis, in die Nähe dieses friedlichen Städtchens zu ziehen. Hier machen die beiden gerne mal AusflĂĽge auf dem See mit dem eigenen Schlauchboot oder pflegen mit viel Liebe ihren Garten. Und hier, in diesem provinziellen Idyll, erinnert man sich schlieĂźlich noch an diese stampfenden 60er Jahre-Schlager, mit denen Chris Andrews einst riesige Erfolge feierte.

Sein „Yesterday Man“ ging 1966 um die Welt, und weil dies eben so war, lieĂźen sich, dank des sehr ähnlichen Konzepts, auch aus dem Nachfolgetitel noch ganz ordentliche Einnahmen erzielen. Gleich zum Einstieg geht es an die direkte Ansprache: „My friends please hear me do, I’ve got a message just for you“. Danach wendet sich Andrews vor allem an jene, „die es betrifft“ und von denen die Liebe Besitz ergriffen hat, um ihnen mitzuteilen, dass sie sich dieser nicht zu schämen brauchen, denn schlieĂźlich: „You can’t help it, you like it, feeling this way. You wanna be loved, every day.“ Mit ein wenig oberflächlicher Ratgeberlyrik, einem hierzulande mit nur allzuviel Wärme empfangenden Schunkelrhythmus inklusive Bläsereinsatz und der Knödelstimme des gebĂĽrtigen Londoners hat man den Mainstreambrei fĂĽr 15 Top 10-Wochen und Platz 3 erfolgreich zusammengerĂĽhrt. Dazu noch den eleganten Zwirn entstaubt und ein hinreiĂźendes Michael Schanze-Lächeln aufgesetzt, und die Eltern im Zeitgeist von Kiesingers GroĂźen Koalition hatten ihre akustische Untermalung fĂĽr den sonntäglichen Nachmittagskaffee.

Nun, das war halt die Zeit der biederen und bequemen BĂĽrgerlichkeit, und diese brachte somit auch die passende ölige Mitklatschpanade hervor, mit der sich Chris Andrews in den 60er Jahren gut ĂĽber Wasser halten konnte. Vielleicht gibt es ja auch heute noch in Selm einige, „to whom it concerns“ – und die sich ihrer Liebe zu dem fleiĂźigen Songschreiber weiterhin bewusst sind…

Aktuell (2019): „SchlagerspaĂź mit Andy Borg“, „Immer wieder Sonntags“, „1. Selmer Osterbeat“ – Auftrittsmöglichkeiten gibt es im deutschen Raum immer noch. Letzter Song 2018: „Barbarella“.

Urteil: Schlichte Kopie des Erstlingshits bzw. ein Pauken- und Trompeten-Schlager, der wenig Inhalt bietet, dafür penetrant viel Stimmung bereithält.

Jan

Chris Andrews – To Whom It Concerns

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