DER SOUNDTRACK ZUM RTL2-GRAUEN

Datum 2000
Platzierung  1
Album Ich bleibe wer ich bin (Zlatko)
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Am 28. Februar 2000 wurde eine neue Phase des deutschen Fernsehens eingeläutet. Der Münchener TV-Moderator Percy Hoven – einst beim Bayerischen Rundfunk journalistisch ausgebildet – begrüßte die Zuschauer zur ersten Staffel von „Big Brother“. Das Konzept: 13 „Normalos“ lassen sich in einen Container in Hürth, einer Stadt im Regierungsbezirk Köln, für 100 Tage einsperren und rund um die Uhr von Kameras bzw. Fernsehzuschauern beobachten. Aus dem Kreis der Bewohner werden regelmäßig zwei Kandidaten nominiert, von denen die Zuschauer jeweils einen aus dem Haus wählen können. Der Sieger kassierte 250.000 DM.

Gewiss erstaunlich war der Umstand, dass der Sieger jenes Formats, John Milz, mit seinem schäbig zusammengestückwerkelten Song „Gewinner“ (Duett mit der Drittplatzierten Andrea Singh) nur einen mäßigen Chartserfolg erzielen konnte. Auch die in der Reihenfolge vorher Ausgeschiedenen wie Sabrina Lange, Verena Malta, Kerstin Klinz, Manuela Schick und Jona Klein hatten wenig Erfolg mit ihren musikalischen Darbietungen. Eine Ausnahme stellte Alex Jolig dar, dessen Werk „Ich lieb‘ nur dich“ immerhin die Top 3 erreichte. Aber der eigentliche Durchstarter war: Zlatko Trpkovski. In nur 41 Tagen gelang dem wandelnden Bildungsnotstand aus Nördlingen ein einzigartiger Kultstaus. „Ich vermiss‘ dich… (wie die Hölle)“ landete im Jahr 2000 auf Platz 1. Und weil die innige Freundschaft Zlatkos mit dem rheinischen Schlagerkarnevalisten Jürgen Milski im Container den heimischen Gazetten ungebändigten Nährstoff lieferte, kam am 22. Juni 2000 für die finnischen Bomfunk MC’s direkt die Ablösung auf Platz 1 der deutschen Hitparade: „Großer Bruder“.

Diese fahle Dorfdisko-Tortur wurde u. a. verantwortet von prominenten Musikschaffenden wie Thomas Anders (Modern Talking), Bob Arnz (LaFee) und Christian Geller (Heino, No Angels, Anastacia). „Großer Bruder“ verblieb vier Wochen an der Spitze, bis Alex Christensen ein Einsehen hatte und ATC übernahmen. Im Text heißt es: „Großer Bruder, du bist immer da. Großer Bruder, kann mir alles geben. Du bist immer für mich da, egal was auch passiert. Bist mein großer Bruder und du bist immer bei mir.“ Eine echte Ode an die Männerfreundschaft – die wohl nach dem Containerleben nicht ganz so existierte, wie sie von den Medien hochgejazzt wurde: Im Rahmen von „Promi Big Brother 2019“ bezeichnete Zlatko die Allianz zwischen den beiden schlicht als „Fake“. Und auch Jürgen bestreitete dies nicht.

Ist denn im Pop wirklich nichts echt?

Urteil: Schlagerpop, der sich so ranzig und abgestanden anfühlt wie nahezu alles, was dieses Fernsehformat an Kulturgütern produzierte. Jedoch: Auch sowas gehört zur Musikgeschichte.

Zlatko & Jürgen – Großer Bruder
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