Datum 2003
höchste Platzierung 10
Album Walking On A Thin Line
Website http://www.guanoapes.org

ENERGIEGELADENER GERADEAUS-ROCK

„Im Ohr hängen bleibt (…) wenig“, meckert der Kritiker von laut.de. Der Rezensent von Amazon meint: „Ein paar mehr straighte Rockkracher hätten diesem Album mit Sicherheit gut getan.“ Und bei plattentests.de ist man schon völlig durchgefallen: „Ăśberraschungen? Ideen? Risiko? Fehlanzeige.“ Man kann es den Experten wohl einfach nicht recht machen. Jedenfalls schienen sie sich weitestgehend einig darĂĽber zu sein, was die Qualität des dritten Albums der Guano Apes, „Walking On A Thin Line“, angeht. Einerseits den Mangel an OhrwĂĽrmern kritisieren, andererseits die Abkehr vom frĂĽheren Teenie-Crossover wĂĽrdigen, „Risiko“ wollen, aber Eingängiges verlangen? Den Fans waren solche WidersprĂĽche glĂĽcklicherweise egal, die Band um Frontfrau Sandra Nasic brachte das nächste Album an die Spitze der deutschen Album-Charts und bewies ein erneutes Mal, wie energisch und wild „Crossover“ (ein zugegeben längst aus der Mode gekommener Begriff) aus Deutschland klingen kann.

Kein Zweifel, ihre Stärken sind die klar vorwärts dreschenden Rockbestien, die sägenden E-Gitarren, die dynamischen Rap-BrĂĽll-Gesangsattacken von Sandra, bei denen man adrenalin-geschwängert das hauseigene Mobiliar zertrĂĽmmern oder seine Instrumente bis auf die letzte Saite malträtieren möchte. An das dĂĽster pulsierende und wahnsinnig eingängige „Open Your Eyes“ kamen sie auch mit „You Can´t Stop Me“ nicht ganz heran, dennoch strotzt das StĂĽck vor Vitalität und Temperament. „You can’t stop me to love the world with all its lies (keep it to myself, keep it to myself)“ singt sie uns entgegen, unterbrochen von geschrieenen Statements wie „I’m just another rope cutter, life stopper, running to the isle, rope cutter, life stopper, running to the cosmic waves!“ Es geht um nichts weniger als um das groĂźe Ganze, die Welt wird gerockt und aufgemischt, und der Zirkus im Musikvideo wird quasi zur Analogie derselben, in welcher sich das hässlich ĂĽberspitzte Manegenpersonal, vom Messerwerfer bis zur Wahrsagerin, als eine Ansammlung irritierender Fratzen darstellt. Am Ende springt der Bassist Stefan Ude im Silberanzug und mit Sturzhelm von einem Sprungbrett auf den Boden der Manege und wird von den Kollegen aus dieser herausgezogen.

Wenn schon der GroĂźteil der anderen 13 StĂĽcke auf „Walking On A Thin Line“ angeblich nicht straight genug seien, nicht genĂĽgend im Ohr hängenblieben oder gar Ăśberraschungen böten – der Album-Auftakt „You Can´t Stop Me“ enttäuschte tatsächlich keinen der Nörgler von der Musikpresse…

Aktuell: Nach ihrem Comeback 2009 mischen sie wieder in der Rock-Landschaft mit, derzeit ist man im „Songwriting-Stress“ und lässt sich auf einigen Festivals blicken.

Urteil: Das waren die „Apes“, wie man sie kannte und liebte: Schonungsloser Geradeaus-Rock mit gewohnt diffusen Lyrics, aber einer Hookline zum Headbangen.

Jan

Guano Apes – You Can’t Stop Me
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