Datum | 2009 |
höchste Platzierung | 6 |
Album | Shock Value II |
Website | http://www.timbalandmusic.com/ |
„TWILIGHT“-SOUND MIT TATTOO-PĂPPCHEN IN RETRO
„Schmalz und Zuckerguss“ – die Kritik auf filmstarts.de hat wohl die passende Beschreibung fĂŒr eine der erfolgreichsten Literaturverfilmungen der letzten Jahre gefunden: „Twilight“. Die prĂŒde Vampir-Reihe mit Borderline-Kandidatin Kristen Stewart und dem wandelnden Leichensarg Robert Pattinson begeisterte Millionen von Emo-Teenager und verschaffte der Autorin Stephenie Meyer sprudelnde Einnahmen auf dem Festgeldkonto. Und weil die nachtaktiven Blutsauger Ende des ersten 2000er Jahrzehnts so unglaublich populĂ€r waren, versuchte sich auch der amerikanische R&B- meets Dance-Produzent Timbaland um eine arg bemĂŒhte thematische VerknĂŒpfung zu dem Kinoblockbuster, nĂ€mlich fĂŒr seine erste Auskopplung aus dem dritten Studioalbum „Shock Value II“: „Morning After Dark“.
GegenĂŒber MTV Ă€uĂerte sich der 37jĂ€hrige Norfolker im Vorfeld der Single-Veröffentlichkeit: „This record, itâs interesting. It’s very interesting (…) The song, I canât describe it, itâs so different. Itâs not different for me, but I can tell you this â it fits everything going on with the vampire theme. It fits everything with ‚Twilight.'“ Damit wurde nur ein weiteres Mal belegt, wie wenig ergiebig zumeist Timbalands Interviewaussagen sind, und so zeigte sich auch anhand dieser mĂ€Ăig epische Hinweis auf seine „sehr interessante Aufnahme“, dass er hinter den Mischpulten generell am besten aufgehoben war.
Nachdem ihm 2007 ein riesiger Erfolg mit „Give It To Me“ gelungen war, schien die Portugiesin Nelly Furtado ein dankbarer „Featuring“-Sidekick zu werden: Auf „Morning After Dark“ beteiligte sie sich bereits das zweite Mal an einem Timbaland-Projekt. Dazu gesellte sich das singende Tattoo-PĂŒppchen SoShy, das eigentlich Deborah Epstein heiĂt und vom Meister persönlich zu dessem neuen Label Mosley Music Group gelotst worden war.
Eine echte stil-revolutionĂ€re Ăberraschung bekamen die Timbaland-Fans allerdings nicht geboten, „Morning After Dark“ ist stringenter Elektro-geprĂ€gtes Hip Hop-Dance-Popcorn, das seine ganze Dynamik aus dem Refrain zieht. Hier liefern sich Mr. Mosley im Vocoder-Gequirle sowie SoShy einen total vampiresken Schlagabtausch: „When the cats come out the bats come out to play, yeahh! In the morning after. The dawn is here, be gone be on your way, yeahh! In the morning after.“ Und noch vampiresker geht es im Musikvideo zu, in dem der Besuch einer jungen Frau in einem Nachtclub und ihre Begegnung mit zahlreichen diffusen Geschöpfen im Mittelpunkt des „Twilight“-Ableger-Clips steht. Vampiresk aber vielleicht auch aufgrund Timbalands grotesker Grimassen-Spiele?
So wirklich durch die Decke sollte der Song in den internationalen Charts allerdings nicht gehen: In den USA blieb es bei einem enttÀuschenden Platz 61, in Deutschland und England war auf der Position 6 Schluss.
Dabei sind die hier erwĂ€hnten Chartsziffern 6 und 1 auch nicht ganz unerheblich fĂŒr jene, die sich gerne mit Vampiren auseinandersetzen. Allerdings in einem extrem abstrakten Zusammenhang: Denn die 6 taucht in der Zahl 1260 auf, und diese Zahl ist die kleinste – „Vampirzahl“. So nennt man sie jedenfalls. Das hat zwar nichts mit Timbaland zu tun – aber hat dennoch mehr Bestand als seine „Twilight“-VerhĂ€tschelung im 90er-Retro-Look.
Aktuell: Ende 2013 erschien mit „Know Bout Me“ wieder mal ein Song des Produzenten. Danach machte er mit seiner Drogensucht auf sich aufmerksam. Seit jenen Schlagzeilen hat er sich weitestgehend aus der Ăffentlichkeit zurĂŒckgezogen.
Urteil: Recht solide aufgetragener Song, der aber nie so richtigen Zug bekommt und mit seinen blassen Rhythmen kein richtiges Clubbeben erzeugt.
Jan