Datum | 2011 |
höchste Platzierung | 8 |
Album | Loud |
Website | http://www.rihannanow.com |
KLINISCH REINE ROCKBALLADE MIT DAUERWELLE
Es ist das Jahr 2011 und das altehrwürdige Musikmagazin „Rolling Stone“ sah nun doch mal die Zeit gekommen, sich eingehender mit dem „kompliziertesten Sexsymbol des Pop“ zu beschäftigen. Das wurde allerdings auch Zeit, schließlich gehörte die barbadische Sängerin schon seit längerem zur Elite des Mainstreampops und warf hinsichtlich ihrer Plattenverkäufe systematisch ihre weiblichen Branchenkonkurrenten wie Madonna, Mariah Carey, Britney Spears und Christina Aguilera aus dem Rennen. Dazu versorgte sie ihre Fans inzwischen gefühlt monatlich mit neuen Alben.
Nun also widmete eben der „Rolling Stone“ ihr eine längere Story und fischte erstaunliche Fakten aus dem Leben der 23-Jährigen heraus: Rihanna kocht gerne für sich selbst, Rihanna hat keinen Führerschein, Rihanna ist chronisch unpünktlich und Rihanna besitzt gerade einmal 1500 Paar Schuhe. Und so stellte sich nach eingehender Lektüre dieses investigativen Journaillen-Fundstücks überraschend heraus, dass diese junge Lady wohl doch einfach nur eine ganz normale Showdiva mit ein paar albernen Allüren und typischen Charakterschwächen ist. Aber spätestens seit dem „Rated R“-Album hatte sie nunmehr auch bewiesen, welch vorzügliches Händchen sie dafür besitzt, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute für ihre Karriere zu engagieren. Und auch bei der Nachfolgeplatte „Loud“ waren Kollegen aus dem „Rotary Club“ der Produzenten- und Songwritergilde beteiligt: David Guetta, Timbaland, Taio Cruz – eine wahrlich unverschämte Promiansammlung, mit der sie leichtfüßig 2011 durch die Charts fegte.
Selbst wenn solch musikalisch eher ordinäre Brecher wie „Only Girl (In The World)“ nicht wirklich einen großen Qualitätszuwachs widerspiegelten, es gab dann halt in dem riesigen Genremix-Quark von Electro, Dance, R&B und Hip Hop auch gewisse „seriöse“ Ingredienzen, die zweifellos das großartige Performancetalent der Mrs. Fenty zum Vorschein brachten: Lied Nr. 6, „California King Bed“, ist eine Rock-Ballade, die erschreckend souverän wie selbstverständlich E-Gitarren-Grundierungen und -Soli in altbewährter Bon-Jovi-Manier einsetzt und dabei trotzdem noch irgendwie glaubwürdig klingt. Ein paar abgedroschene Nicholas-Sparks-äquivalente Verse dahingesungen wie: „In this California king bed,we’re ten thousand miles apart,I bet California wishing on these stars. For your heart, for me, my California king.“ – und schon sind wieder 4:12 Minuten Rihanna vergangen, ohne dass man beim Autoradio auf die nächste Frequenz umschaltet. Bemerkenswert.
Das alles verpackte sie noch – ganz clevere junge Geschäftsfrau – als Beitrag in die Werbekampagne für „100 Jahre Nivea“ inklusive Schiffgang mit Joachim Löw, der sich nach einem sogenannten „Lachfaltenscan“ und einigen grundsätzlichen Aussagen zur Körperpflege bei Fußball-Nationalspielern mit der jungen Popikone ablichten darf (siehe DFB-Webseite) sowie in ein sentimentales Musikvideo mit roter Dauerwellenfrisur und Model Nathan, gefunden im Internet.
Zurück zur privaten Rihanna, die gegenüber dem „Rolling Stone“ auch diese spannende Information preisgab: „I hate the sound of metal on metal. And if something isn’t even, it weirds me out — like if my girlfriend hits me on the right side of my butt, it feels numb on the left.“ Das soll genügen.
Aktuell: Rihanna engagiert sich in Mode, Kosmetik und vereinzelt auch politische Statements. An neuer Musik arbeitet sie aktuell noch nicht.
Urteil: Wieder mal ein klinisch reines Rihanna-Produkt, das sich diesmal den Anschein einer durchaus gefälligen Rockballade gibt. Mal wieder perfekter Sound aus perfekter Kehle.
Jan