Datum 1972
höchste Platzierung 1
Album The Slider
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GLAMROCK ALS FADER SCHNELLSCHUSS

„Die beste Teenager-Musik. Unsinniger; anrĂŒchiger; drogengetrĂ€nkter Trash, ausgebrĂŒllt, als gelte es das Leben und alles perfekt gemischt von Tony Visconti.“ (Quelle: Al Spicer, „Rock Rough Guide“, Stuttgart/Weimar 1998). Damit war zwar vor allem das Album „Electric Warrior“ (1971) gemeint, aber „The Slider“ (1972) klingt wahrlich nicht viel anders. T. Rex – oder vielmehr der gottgleiche Frontmann Marc Bolan – hĂ€tten Anfang der 70er, wĂ€hrend ihrer kommerziellen Hochphase, auch gesammelte Glasscherben in eine Single-HĂŒlle packen können, die Jugendlichen hĂ€tten sich dennoch ohne Zögern darauf gestĂŒrzt.

Dass nun wahrlich nicht alles musikalisches Gold war, was seitens der britischen Glamrock-Band so glĂ€nzte, konnte man dabei schnell mal ĂŒbersehen: Ob „Metal Guru“ nun tatsĂ€chlich als „Hommage an den Schöpfer und Lebensphilosophie“ (Quelle: Lothar Berndorff & Tobias Friedrich, „1000 Ultimative Charthits“, Hamburg 2008) verstanden werden sollte, muss wohl offen bleiben, der insgesamt relativ schmale Text lĂ€sst jedoch wieder mal viel Raum fĂŒr Interpretationen. „Metal guru, is it you? Metal guru, is it you? Sitting there in your armour plated chair“ kann alles oder nichts bedeuten, scheinbar wird hier eine Art „metallener“ Gott angerufen, welcher dem exzentrischen SĂ€nger als silberner „SĂ€belzahn-Traum“ erscheint und ihm wenn möglich sein „RockÂŽnÂŽRoll-MĂ€dchen“ zukommen lassen soll. Das ganze wird verpackt in einen sich insgesamt neunmal wiederholenden Refrain, nahezu ohne Bridges oder Zwischenparts, und mit den sich vor allem am Schluss stĂ€ndig wiederholenden Worten „Metal Guru, is it you? Metal Guru, is it you?“

Mit diesem Auftakt des „Slider“-Albums gaben T. Rex bereits das Konzept vor: Manchmal konnte man kaum recht unterscheiden, wo geniales Songwriting aufhörte und schlicht geratener Akustikterror anfing. „Buick Mackane“ und „Chariot Choogle“ sind komplexere Glamrock-Kracher, bei „Telegram Sam“ und „Metal Guru“ hatte man wohl vor allem den schnelleren Erfolg in den SchallplattenlĂ€den im Sinn. Der Erfolg gab ihnen aber absolut recht: Es wurde erneut ein Nummer 1-Hit in Deutschland und Großbritannien, die Band inzwischen immer öfter in einem Atemzug mit den Beatles genannt und Bolan zum Prototypen eines abgehobenen und narzisstischen Rock-Stars, dessen AllĂŒren das Projekt T. Rex immer nĂ€her an den Abgrund bringen sollte…

Aktuell (2019): Als Marc Bolan 1977 starb, war auch das Ende der Gruppe T. Rex besiegelt. FĂŒr Fans der Glamrocker empfiehlt sich das 1991er Album „The Ultimate Collection“.

Urteil: „Metal Guru“ macht etwas den Eindruck einer lieblosen Schnellschussware, inklusive merkwĂŒrdigem Text und Dauerschleifen-Melodie. Fader Beitrag zur Glamrock-Ära.

Jan

http://www.youtube.com/watch?v=jowN9VRCUXk&w=420&h=315

T. Rex – Metal Guru
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Ein Gedanke zu „T. Rex – Metal Guru

  • Musikalisch aus heutiger Sicht sicher kein Meisterwerk. Aber man muss sich immer vor Augen halten, in welcher Zeit diese Musik entstanden ist. Der Sound der Band und die Stimme von Bolan waren etwas völlig neues. Das hatte eine unglaubliche Energie. WorĂŒber er sang, hat niemand verstanden. „I am the Walrus“ von den „Beatles“ hat auch keine Botschaft und ist dennoch genial.
    Und wenn T.Rex zweimal im Jahr im „Schwarz-Weiß“-TV zu sehen waren, dann war das fĂŒr Fans wie „Weihnachten“. Es ging dabei um Spaß und Lebensfreude und gab den Kids Hoffnung, dass es auch noch ein anderes Leben geben kann als das, was unsere Eltern uns vorgelebt haben. Es ging um den Moment.

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