Datum 1983
höchste Platzierung 6
Album Ein Offizier und Gentleman (Soundtrack)
Website www.cocker.com

REIBEISEN TRIFFT GOLDKEHLCHEN

„The song is no good. It isn’t a hit.“ Produzent Don Simpson hatte eine klare Meinung zu dem Lied, auf keinen Fall sollte dieser in seinem Film „Ein Offizier und Gentleman“ verwendet werden. 1983 kassierte „Up Where We Belong“ schlieĂźlich einen Oscar in der Kategorie „Bester Filmsong“ – so kann man sich auch mal gewaltig irren. Zugegeben, ein wenig dick aufgetragen war das Ende dieses US-amerikanischen Kitsch-Filmdramas durchaus: Nachdem Zack Mayo (Richard Gere) seine Ausbildung zum Navy-Offizier nach vielen Anstrengungen und Konflikten mit dem Vorgesetzten erfolgreich abgeschlossen hatte, begibt er sich zu seiner groĂźen Liebe Paula in die Papierfabrik und trägt sie unter rĂĽhrender Anteilnahme der anderen Arbeiterinnen hinaus. Dazu erklingt im Hintergrund die Ballade von Joe Cocker und Jennifer Warnes – den Tränen durfte freier Lauf gelassen werden.

Dabei hätte man jene Tränen auch durchaus angesichts der zuweilen verkorksten Karriere von Joe Cocker vergieĂźen können. Der inzwischen Ende 30jährige Engländer war bis zu eben jenem Ăśberraschungserfolg ziemlich durch mit der Welt: Die chaotischen 70er mit Haftbesuchen, psychischen Eskapaden, Alkoholexzessen und weitestgehend ignorierten Album-Veröffentlichungen waren nicht gerade die beste Voraussetzung fĂĽr ein solch umjubeltes Comeback des Altmeisters. DafĂĽr kam dieser umso schlagartiger: Mit „Up Where We Belong“ fegte Cocker – natĂĽrlich auch dank des groĂźen Filmerfolgs – erstmals nach gut 14 Jahren (seit „With A Little Help From My Friends“) durch die europäischen Charts und schaffte sogar in den USA, wo man ihm ĂĽber die Jahre relativ treu blieb, einen Nr. 1-Hit. Fortan erreichte nahezu jedes seiner folgenden Alben die höheren Ränge, der ehemalige Gasinstallateur mit der verraucht-krächzenden Stimme stand wieder hoch im Kurs.

Zu verdanken war es wohl auch der Popularität seiner Gesangespartnerin Warnes, die sich inzwischen zur Soundtrack-Expertin ((„I´ve Had) The Time Of My Life“) entwickelt hatte und der Powerballade dank ihres glockenklaren Organs den nötigen Feinschliff verlieh. „Love lift us up where we belong, where the eagles cry, on a mountain high, love lift us up where we belong, far from the world below, up where the clear wind blow…“ singen beide mit vereinten Stimmkräften und lassen nicht in einer Sekunde Zweifel darĂĽber aufkommen, dass diese Worte nicht ernst gemeint sein könnten. Zum Finale des erwähnten Richard Gere-Films von 1982 passte dieser Text sowieso perfekt – wie hat das Don Simpson nicht erkennen können?

Aktuell (2019): Joe Cocker verstarb am 22. Dezember 2014 an den Folgen einer Lungenkrebs-Erkrankung. Jennifer Warnes brachte zuletzt das Album „Another Time, Another Place“ heraus.

Urteil: Reibeisen trifft Goldkehlchen, gerade diese Art von Kooperation macht den Charme von „Up Where We Belong“ aus. Ein toller Beitrag zur Popgeschichte vom inzwischen verstorbenen Songwriter Jack Nitzsche.

Jan

Joe Cocker & Jennifer Warnes – Up Where We Belong
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