Datum 1990
höchste Platzierung 2
Album World Power
Website http://www.snap-world.com/

POINTIERT PRODUZIERTER TANZFLĂ„CHENSTAMPFER

Levis, British Airways, Bayer, Coca Cola, Mazda, Persil, Sega, Siemens, Ford, Nissan – die Liste lieĂźe sich noch ewig weiter fortsetzen: Mehr als 100 Unternehmen weltweit verwendeten bereits den Song „The Power“ von Snap! fĂĽr ihre Werbekampagnen. Der Umstand, dass so viele Konzerne fĂĽr deren Corporate Branding auf das gleiche Lied zurĂĽckgriffen, lässt entweder eine gewisse Einfallslosigkeit im Hinblick auf die eigene Marketingstrategie schlieĂźen oder nährt den Verdacht, jener Welthit „The Power“ aus der Frankfurter Hitschmiedefabrik MĂĽnzing und Anzilotti mĂĽsste schlichtweg besonders herausragend sein. Oder ist gar beides der Fall?

Fest steht jedenfalls, dass genannte Produzenten angesichts der vielfältigen Werbeeinsätze des Snap!-DebĂĽts von den Einnahmen hieraus inzwischen ganz ordentlich leben können: Auf die Frage einer Journalistin der SĂĽddeutschen Zeitung (2009), wieviel Michael MĂĽnzing und Luca Anzilotti pro vergebener Lizenz verdienen wĂĽrden, antwortete ersterer vielsagend: „Das StĂĽck kann unsere Familien bis ans Lebensende ernähren. Und wahrscheinlich auch die Familien unserer Enkel und Urenkel. “ (Quelle: SĂĽddeutsche Zeitung)

Es war der Auftakt fĂĽr eine jahrelange Erfolgsgeschichte, die in der Dancemusik ihresgleichen suchte: Das Projekt Snap! – ein damals als weitestgehend revolutionär empfundenes Computerprodukt – stand fĂĽr eine gewisse Neuentwicklung des Genres. Zuweilen klar am populären und zumeist qualitativ äuĂźerst dĂĽnnen Eurodisco der 90er angelehnt, gelang den beiden Frankfurter Produzenten dennoch der Spagat zwischen kommerzorientierten Ohrwurmqualitäten und distinguierten Soundschöpfungen. So war das Erfolgspotenzial von „The Power“ schon recht frĂĽh zu erkennen, auch wenn die Rezeptur einer stimmgewaltigen Leadsängerin (in diesem Fall die „herausgesamplete“ Jocelyn Brown aus „Love’s Gonna Get You“) mit einem notorisch nuschelnden schwarzen Rapper namens Turbo B an sich wenig Neuartiges darbot. Doch das Gesamtarrangement lieĂź niemanden stillsitzen. Und lässt es heute immer noch niemanden.

Bemerkenswert bleibt bis heute das auf Russisch gesprochene Intro, welches die AnkĂĽndigung beinhaltet, die amerikanische Firma Transceptor Technologies“ hätte mit der Produktion von „Personal Companion“-Computern begonnen, mit denen Blinde bzw. Sehbehinderte Befehlseingaben per Stimme durchfĂĽhren konnten. Danach startet der Beat – wiederum auf Grundlage des Mantronix-Samples „King Of The Beats“, und einzelnen Parts aus Chill Rob G’s „Let The Words Flow“. All dies zusammengerĂĽhrt ergibt einen pointiert produzierten Tanzflächenstampfer, der es längst in die Kulthit-Riege geschafft hat und Snap! zu einer respektablen Exportware in Sachen Dance und Trance werden lieĂź.

Ăśbrigens wurden die beiden Verantwortlichen in dem bereits erwähnten Interview auch gefragt, welches deren liebster Werbespot mit „The Power“ ist, worauf Ancilotti antwortet: „Eine mexikanische Werbung fĂĽr ein Insektenvernichtungsmittel.“ Klar, warum sollte nicht auch hier der Slogan passen? „I’ve got the Power!“…

Aktuell: AuĂźer ständiger Neuauflagen ihrer alten Klassiker wie „The Power“ oder „Rhythm Is A Dancer“ ist mit neuem Material offenbar nicht weiter zu rechnen.

Urteil: Sampling in Vollendung, das gelingt hier dank eines markanten Gitarrenriffs, einer voluminösen Leadstimme und treibenden Drums. Ein Klassiker!

Jan

 

Snap! – The Power
Markiert in:                                 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert