Datum | 1973 |
höchste Platzierung | 3 |
Album | Slayed? |
Website | https://www.slade.uk.com/ |
LÄRMENDES PARTY-VERSEHEN
Juni 1973. Der Höhenflug der britischen Glamrock-Band Slade nahm einfach kein Ende. Ihr drittes Album „Slayed?“, welches ihnen endgültig den kommerziellen Durchbruch bescherte, torkelte immer noch durch die internationalen LP-Hitparaden und bedeutete zugleich den größten Erfolg ihrer noch recht jungen Karriere. Alles was von den Jungs um Sänger Noddy Holder in die Läden kam, landete umgehend in den britischen Charts, mit ihrem Stil – grölend-kreischiger Gesang, Gitarrenbombast, bunte Outfits und Plateauschuhe – hatten sie ihre Fans fest im Griff. Exemplarisch für den Hype: Die flachbrüstige Quäk-Nummer „Skweeze Me, Pleeze Me“.
Bassist Jim Lea holte sich die Inspiration für den Song in einer echten Pub-Institution, dem legendären „The Trumpet“. Hier, in Bilston, West Midlands, durfte man schon früher allabendlich hochwertigen Live-Jazz genießen, und auch heute noch heißt das Motto ganz puritanisch: „NO Jukebox, NO Pool table, NO bandits.“ Und das Angebot in vielversprechenden Worten: „Just wonderful jazz, top quality beer and“ – ganz im regionalen Dialekt – „intellyjunt konversayshun“. Neben Lea waren auch die anderen Slade-Bandmitglieder hier öfter bei einem zünftigen Porter oder Stout anzutreffen. An jenem einen Abend im Juni spielte der Stamm-Pianist Reg Kierle und Lea hatte nach dessen Vortrag die Idee zum nächsten Titel im Kopf. Die Aufnahmen erfolgten allerdings erst auf der späteren USA-Tour – und waren, wie man heute vermuten könnte, eher das Resultat einer chaotisch verlaufenen Aftershow-Party im volltrunkenen Zustand als eine durchorganisierte Studiosession mit Text- und Notenvorlagen. Im Original hieß der Song noch „You Know How To Squeeze Me“, später wurde er mit dem typischen Slade-Slang versehenen „Squeeze Me, Pleeze Me“ betitelt. Aber stolz war die Band auf dieses Werk eher nicht: Weder befürwortete man die Veröffentlichung noch trat man jemals damit auf den Konzerten auf.
„And there’s nowhere to go you won’t go. If there’s nowhere to run you go slow. If you move up to me then I’ll show you the way“, kreischt Holder in diesen anstrengenden vier Minuten Glamrock-Krach, die laut und wütend, aber irgendwie auch gewöhnlich und phantasielos wirken. Aber das interessierte zu jenem Zeitpunkt kaum noch jemanden, denn Anfang Juli 1973 sorgte der Schlagzeuger Don Powell für erschütternde Nachrichten: Am 4. Juli 1973 wurde der 27jährige Opfer eines schweren Autounfalls in Wolverhampton. Während er mit Knöchel- und Rippenbrüchen zunächst verhältnismäßig glimpflich davonkam, jedoch bis heute mit Gedächtnisproblemen zu kämpfen hat, verstarb seine 7 Jahre jüngere Freundin Angela Morris noch am Unfallort.
Kurz: Gute Zeiten, schlechte Zeiten für Slade, damals im Sommer 1973.
Aktuell: 1964 gegründet, sind Slade auch heute noch aktiv. Von der Ursprungsbesetzung sind Powell und Hill übriggelieben. Die nächste Tour führt sie durch Großbritannien und Skandinavien.
Urteil: Wenngleich typisch glamrockig, wirkt „Skweeze Me, Pleeze Me“ einfach nur aggressiv und uninspiriert, ohne jener Ära irgendeinen neuen Farbtupfer hinzufügen zu können. Aber das Album hielt eh viele bessere Aufnahmen bereit.
Jan
„Skweeze me, pleeze me“ war nicht auf dem Album „Slayed“, sondern ein reiner Single-Release. Die Original-Single war 3:24 lang, in Mono und extrem laut gepresst, so dass sie selbst auf einem kleinen „Mr.Hit“-Plattenspieler lauter und verzerrter klang als sonstige Singles. Diese Single-Version ist bis heute nie auf einem Vinyl- oder CD-Sampler wiederveröffentlich worden. Hier findet man stattdessen immer einen Stereomix mit ca 4:30 Min Länge.
Der Song erschien damals vor dem schweren Unfall des Schlagzeugers und wurde bis dahin auch live gespielt. Don Powell überlebte den Unfall nur um Haaresbreite, die Ärzte hatten ihn laut Noddy Holder bereits „abgeschrieben“. Glücklicherweise kam es anders und vermutlich hat die Band den Song trotz bester Chartpositionen nicht mehr gespielt, weil er sie zu sehr an jenes Unglück erinnert.