Datum 1984
höchste Platzierung 6
Album She’s So Unusual
Website http://cyndilauper.com/

FEMINISMUS-HYMNE EINER HYPERAKTIVEN STILIKONE

Ihre Kleidung war eine Mischung aus Rosenmontagsumzug und Dragqueen-Disco, ihre Stimme ließ lĂ€ngere Aufenthalte in ĂŒberdimensionierten Heliumluftballons vermuten, ihr Auftreten resultierte offensichtlich aus chronischem Bluthochdruck: Die „Punk meets Pop Princess“ der 80er Jahre Cyndi Lauper war in jeder Hinsicht eine ungewöhnliche Erscheinung. Als dann noch ein postfeministisch wirkender Titel wie „Girls Just Want To Have Fun“ die internationalen Hitparaden eroberte, ahnte man bereits, dass sich hier eine neue amerikanische Stilikone ins Blitzlichtgewitter des Pops vorwagte und das neue weibliche Selbstbewusstsein in der U-Musik offen vortrug. Und sie kam gerade rechtzeitig: Pat Benatar hatte einige Jahre zuvor schon vorgelegt, Madonna war noch nicht auf dem Gipfel ihre Ruhms.

Die Geschichte des Songs, welcher Cyndi zu eine der prĂ€gendsten SĂ€ngerinnen der 80er Jahre machen sollte, geht zurĂŒck bis ins Jahr 1979, als der Komponist und Songwriter Robert Hazard den Titel produzierte, den Text jedoch aus einer mĂ€nnlichen Perspektive verfasste. Cyndi schrieb den Titel schließlich fĂŒr ihre Version um und veröffentlichte ihn vier Jahre spĂ€ter auf ihrem DebĂŒt-Album „SheÂŽs So Unusual“. Im Text rechtfertigt sich die Interpretin bei ihren Eltern dafĂŒr, dass sie regelmĂ€ĂŸig die NĂ€chte durchmacht und nach der Arbeit diversen VergnĂŒgungen nachgeht, mit dem nachvollziehbaren Argument, dass MĂ€dchen nun mal hin und wieder ein wenig Spaß haben wollen, und auch im Vergleich zu anderen liierten Geschlechtsgenossinnen wolle sie sich bewusst abheben: „Some boys take a beautiful girl and hide her away from the rest of the world. I want to be the one to walk in the sun, oh girls they wanna have fun!“

Der schneidige „bouncy cartoon-reggae groove“ (mixonline.com) mit dem „Popcorn“-artigen Keyboard-Solo im Mittelteil wird von einem Musikvideo bebildert, das mindestens genauso bemerkenswert ist wie die schrille Vier-Oktaven-Stimme, mit der Cyndi die New Wave- und Post-Punk-Produktionen auf „SheÂŽs So Unusual“ ihren speziellen Charakter verlieh. Wie eine hyperaktive TrapezkĂŒnstlerin auf Crystal mit rot-blonder Toupet-MĂ€hne und schwarzer Melone hĂŒpft und tĂ€nzelt sie zu ihren Eltern (ihr Vater: der Wrestlingheld Lou Albano, ihre Mutter: Mama Lauper herself), die angesichts des rebellischen Verhaltens ihrer Tochter Ă€ußerst ungehalten sind, dann ruft sie ihre mindestens genauso aufgeputschten Freundinnen zusammen, und schließlich endet das Ganze in einer Tanzorgie im heimischen Kinderzimmer. Als weitere Schauspieler mit von der Partie: Cyndis Bruder, Cyndis Anwalt, Cyndis Manager sowie ein paar CBS-SekretĂ€rinnen – eine kunterbunte Bande voller Cyndi-Lauper-Spezies.

„Girls Just Want To Have Fun“ gilt nachwievor zu den beliebtesten Disco-Klassikern der 80er Jahre, nicht selten entdeckt man dazu noch heute PolonĂ€sen vergnĂŒgungstrunkener Twens bei etwaigen Junggesellinnenabschieden – und Cyndi Lauper wird trotz Musicals und Bluesalben mit diesem Titel auf ewig verbunden bleiben.

Aktuell: Die Grand Dame geht auch 2019 auf Tour, diesmal sogar mit Orchesterbegleitung. 2016 kam das letzte Album „Detour“ heraus.

Urteil: GlĂ€nzend produzierter, mitreißender Diskothekenknaller, der auf die New Yorkerin und deren markantes Organ wie zugeschnitten ist. Eine ewige Hymne der weiblichen UnabhĂ€ngigkeit.

Jan

Cyndi Lauper – Girls Just Want To Have Fun

2 Gedanken zu „Cyndi Lauper – Girls Just Want To Have Fun

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