Datum | 2006 |
höchste Platzierung | 5 |
Album | Back To Basics |
Website | http://www.christinaaguilera.com |
„BABY JANES“ FURIOSER IMAGEWECHSEL
Okay, Zeit für einen erneuten Imagewechsel. Ihre große Konkurrentin, die sie noch aus gemeinsamen Kindertagen beim Mickey Mouse Club kannte, Britney Spears, beendete allmählich ihre Lolita-Phase und pirschte sich an erwachsenere R&B- und Hip Hop-Produktionen heran. Nun musste auch Christina Aguilera mal allmählich neue Akzente setzen, die aggressive Skandalerotik aus „Stripped“-Tagen war zwar verkaufsfördernd, aber brachte eher bescheidene Resonanz ein, um den Ruf als neue große Diva des Pops zu verteidigen. Also auf zu neuen Ufern, zunächst noch schnell die Boulevardpresse befriedigen und die Hochzeit mit Jordan Bratman unter Dach und Fach bringen, dann war alles bereit für das dritte Studioalbum und ein Comeback nach immerhin vier langen Jahren. Sie hatte offenbar wirklich alles richtig gemacht.
Das war keine Skandal-„Xtina“, keine Teenie-Pop- und Kindsfrau-Prinzessin mehr, die sie eigentlich eh nie sein wollte, auch nicht jene R&B-Hure, als welche sie sich noch beim Vorgängeralbum präsentierte – mit „Back To Basics“ landete sie einen absoluten Volltreffer, in der öffentlichen Wahrnehmung, vor allem aber musikalisch: Alles was sie beherrschte, diese dominante, voluminöse Soul-Stimme mit dem gewaltigen Umfang, die punktgenaue Selbstinszenierung zwischen Erhabenheit und verspielter Sexieness, nicht zuletzt auch ihr selten gewürdigtes Tanztalent auf den Konzerten, kamen nun voll zur Geltung. Sie hatte zu sich selbst gefunden. Und Publikum wie Jury wussten dies zu würdigen: Erstmals rauschte sie kontinentübergreifend auf Platz 1 sämtlicher Albumcharts, zum zweiten Mal gewann sie den Grammy für die beste weibliche Gesangsdarbietung – für „Ain´t No Other Man“.
Ganz im Stile der amerikanischen 20er und 30er Jazz- und Blues-Kultur arbeitet der Song mit sämtlichen Old School-Anleihen, von den Bläserparts bis zu den trippelnden Percussions, und bietet zudem passgenaue Prosa, eine Hymne auf Aguileras frisch gekürten Ehemann: „Ain’t no other man can stand up next to you, ain’t no other man on the planet does what you do, you’re the kinda guy a girl finds in a blue moon. You got soul, you got class, you got style with your bad ass.“ Ganze Arbeit von einem der Hauptverantwortlichen, DJ Premier, der bereits Jay-Z und The Notorious B.I.G. formidabel mit satten Sounds ausgestattet hatte. „Baby Jane“ (so ihr Alter Ego im zugehörigen Musikvideo) präsentierte sich auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.
Auf dem Album „Back To Basics“ widmet sie einen Song – „Thank You“ – insbesondere ihren Fans, dort heißt es: „It took awhile ‚til I could do what I wanted. And now I’m so happy that it started where we started. I’m thanking God that I could be in the position. To do my own thing now and make my own decisions.“ Dass ihr Gefühl für die richtigen „eigenen Entscheidungen“ sie fortan verlassen sollte, zeigten allerdings ihre folgenden schwachen Alben…
Aktuell: Aguilera veröffentlicht hin und wieder noch Alben (zuletzt 2018 das etwas zähe „Liberation“), geht 2019 auf Tour durch Europa, ansonsten läuft vor allem ein Geschäftsbereich herausragend gut: Ihre Duftkollektion. Red Sin Femme, Secret Potion, Royal Desire – auf dem Parfümmarkt gibt es vor ihr kein Entkommen.
Urteil: Vor Energie sprühender Swing-Revival-Stampfer mit einer großartigen Gesangsperformance.
Jan