Datum 1988
höchste Platzierung 9
Album Heaven On Earth
Website http://www.belindacarlisle.tv/

PLASTINATENBALLADE MIT TEQUILA-SUNRISE-GEFĂśHL

„Circle In The Sand“, Carlisles dritte Auskopplung aus ihrem Erfolgsalbum „Heaven On Earth“, bietet ein gutes Beispiel dafĂĽr, wie sich Popsongs recht elegant aus VersatzstĂĽcken anderer Lieder zusammensetzen lassen. So wurde zum einen der Refrain des Hits „Silent Running“ recycelt, welcher ein paar Jahre zuvor Mike + The Mechanics den kommerziellen Durchbruch bescherte. Zum anderen finden sich unĂĽberhörbar einige Klangeffekte wieder, die das amerikanische Gesangsquartett The Shangri-Las bereits in Songs wie „Remember (Walking In The Sand)“ verwendet hatte. Heraus kam mit „Circle In The Sand“ eine ziemlich sterile und Keyboard-ĂĽberfrachtete, wenngleich ĂĽberaus entspannte Midtempo-Ballade, mit der Carlisle sich Mitte 1988 durch die internationalen Charts bewegte.

Dass die 30-Jährige Ende der 80er Jahre hinsichtlich ihrer Popularität kaum mit Kolleginnen wie Taylor Dayne oder Samantha Fox mithalten konnte, war wohl sicherlich nicht nur der dezenteren Präsentation ihrer Oberweite, sondern auch ihrem deutlich glamoröseren und bourgeoiseren Image geschuldet. Dazu hatte die Kalifornierin bereits jede Menge musikalische Erfahrung hinter sich, die Rock’n’Roll-Girlgroup „Go-Go’s“ war in Independent-Kreisen durchaus anerkannt. Doch mit ihrem ĂĽberwältigenden Auftakterfolg „Heaven Is A Place On Earth“ manövrierte sie sich letztlich, wie schon die meisten vor ihr, ins Fahrwasser der konventionellen Discopop-Plastinationen – mit aufgeplusterten Synthiarrangements; ein bisschen seelenlos, ein bisschen kalt, ein bisschen langweilig und stets in Vergessenheit geraten bis zur nächsten Mottoparty mit Neon-AerobicanzĂĽgen, lila Netzhemden und PunkperĂĽcken.

Doch wenngleich Carlisle auf der BĂĽhne eher den Charme einer biederen Douglas-Verkäuferin versprĂĽhte und StĂĽcke wie „Circle In The Sand“ ĂĽbermelodisierte Rockpop-Standards waren, die auf Konzerten wie auf jenen im Rahmen ihrer „Good-Heavens“-Tour 1988 jeglichen Tiefgang vermissen lieĂźen – sie hatte einen gewissen Rock in ihrer Stimme. So war es gewiss eine Herzensangelegenheit fĂĽr die Sängerin, die Go-Go’s in den 90er Jahren zu reaktivieren und mit den anderen Bandmitgliedern Charlotte, Kathy, Gina und Jane durch die Lande zu ziehen.

„Circle In The Sand“ indes war fĂĽr Carlisle der letzte Top-10-Erfolg in Deutschland, genauso wie in den USA. Langweilig sollte ihr jedoch nach dem ersten Abflauen ihrer Sololaufbahn und der Beendigung ihrer Konzerttournee nicht werden – in ihrer kalifornischen Heimat warteten nicht nur ihr Mann James Mason auf die RĂĽckkehr der Tierschutzaktivistin, sondern auch vier Hunde, ein Papagei und ein Hausschwein…

Aktuell: Zuletzt war Carlisle auf groĂźer „The Heaven 30th Anniversary Tour“. Ihr letztes Album war „Wilder Shores“.

Urteil: Sanft vor sich hin trällernde Ballade, die mit leicht exotischen Anmutungen und voluminösen Klangpolstern durch ein gewisses Tequila-Sunrise-GefĂĽhl vermittelt – aber zugleich doch ziemlich herkömmlich bleibt.

Jan

Belinda Carlisle – Circle In The Sand

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