Datum 1975
höchste Platzierung 8
Album 99 Miles From L.A.
Website http://www.alberthammond.com

LEICHTFÜSSIGER BEITRAG ZUM UMWELTSCHUTZ

Das Thema Umweltschutz dürfte wohl noch immer zu den weniger angesagten in der modernen Popmusik gehören. Wahrscheinlich gilt es schlichtweg als uncool, wenn man auf einem Housetrack mit 145 BPM über das Regenwaldsterben in Südamerika doziert oder inmitten von schrammelnden E-Gitarren das zunehmende Artensterben am Beispiel der afrikanischen Elefanten herausschreit. Dabei wäre die Zeit für eine Bewegung popkultureller Umweltaktivisten so reif wie nie zuvor. Aber bis Lady Gaga oder Justin Bieber den Greenpeace-Sonderpreis für besondere Verdienste um den Klimaschutz erhalten, dürfte noch einige Zeit vergehen.

Der Brite Albert Hammond war in diesem Bereich seiner Zeit im Jahr 1975 schon weit voraus. Seine inzwischen drei Jahre währende Karriere neigte sich allmählich dem Ende zu, als der Londoner entschied, eine ältere Aufnahme seines Songs „Down By The River“ nochmal leicht zu restaurieren und ihm für die Neuveröffentlichung den richtigen Schliff zu verleihen. Das eingängige Popstück, welches 1972 gerade mal in den USA den 81. Platz erreichte, wurde nun, drei Jahre später, zu einem ordentlichen Hit in den deutschsprachigen Ländern. In seiner Heimat hatte Hammond dagegen nie wirklich große Resonanz erfahren – vielleicht war er den Briten auch einfach nicht cool genug.

In Deutschland, wo sich gerade die Umweltschutzbewegung ihren Weg durch die politischen Institutionen bahnte, kamen Hits wie „Down By The River“ dagegen recht gut an. Das kann allerdings auch einfach an der besonderen Eingängigkeit des Songs als am Text gelegen haben. Jener behandelte schließlich keine romantische Floßfahrt zweier Liebenden in einer Mondscheinnacht oder die kollektiven Tränen der Verlassenen, die in einem wilden Strom durch die Täler fließen – hier geht es tatsächlich um die Verschmutzung von Flüssen durch die Industrie. „Silver fish lay on its side, it was washed up by the early tide, I wonder how it died, down by the river.“ Das sind schon recht finstere Bilder, umrahmt von C-, F- und G-Akkorden.

Die Erklärung, warum Hammond dieses Lied geschrieben hatte, fiel in einem Interview mit der ZEIT recht einfach aus: „Ich bin gegen Umweltverschmutzung. Ich liebe die Natur, also habe ichDown By The River‘ geschrieben.“ So klar, so Kloßbrühe. Oder Abwasser, will man zynisch sein.

In der Ursprungsfassung von 1972 waren noch Mitklatscheffekt und abschließendes Urwaldjodeln enthalten, in der neueren Fassung wurde darauf verzichtet – vielleicht um den Fokus mehr auf die Botschaft zu legen. Dafür blieb die Ohrwurmmelodie erhalten. Gut für den Song an sich, eher hinderlich für die Verbreitung elementarer Inhalte an die Welt, denn diese gehen hier zugunsten des „Mitwippkomforts“ dann doch ziemlich unter. Aber wen kümmert´s? Schließlich darf ein Popsong – Liebesverse hin, Gesellschaftsanklage her – manchmal auch einfach nur das sein, was es sein soll: ein Popsong halt.

Aktuell: Der Songwriter und Produzent ist weiterhin recht aktiv, vor allem im deutschen Fernsehen: So durften zuletzt schon Inka Bause und Carmen Nebel den inzwischen über 70jährigen feierlich präsentieren.

Urteil: Schweres Thema, stilitisch leichtfüßig umgesetzt: Allerdings kommt diese Prä-Funk-Nummer nicht über den Status einer willkommenen Übungseinheit für Gitarrenanfänger hinaus. Etwas sehr simpel gestrickt.

Jan

Albert Hammond – Down By The River
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