Datum | 1985 |
höchste Platzierung | 5 |
Album | Hunting High And Low |
Website | http://a-ha.com/ |
KNALLENDE SYNTHESIZER UND MONOTONIE
Was soll man machen? Auch Studiotermine gilt es einzuhalten. Aber wirklich viel Lust auf dieses Treffen hatten Morten Harket, Pal Waaktaar-Savoy und Magne Furuholmen sicherlich nicht: Es grassierte die Influenza, sowohl Magne als auch Morten lagen irgendwo zwischen Mischpult und Equalizer auf ihren Campingbetten und – so dürfen wir es vielleicht heute vermuten – verwalteten träge wie unmotiviert ihr hohes Fieber. Auch Pal erging es nicht viel besser, aber die norwegische Band, die nun seit zwei Jahren bei der Plattenfirma WEA unter Vertrag stand und so allmählich was liefern musste, wollte endlich ihr Debütalbum auf den Markt werfen.
„Hunting High And Low“ schoss dann kurz nach der Veröffentlichung am 31. Mai 1985 in sämtliche Hitparaden, und selbst Platz 15 in den amerikanischen Billboard-Charts war ein herausragender Erfolg für die New Wave-Pioniere. Der Song „The Sun Always Shines On T.V.“ ist der sechste Titel auf der Platte und für eben diesen traf das Trio trotz ärztlichen Attests und Schüttelfrost einst im Studio zusammen, um daraus einen Hit zu kreieren. Dass es einer werden würde, stand wohl außer Zweifel, und so wurde auch das mehrfach ausgezeichnete Musikvideo-Konzept vom Millionseller „Take On Me“ – die Mixtur aus Comicstrips und Realaufnahmen – mit demselben Regisseur Steve Baron fortgesetzt. Schon hier zeichnete sich ab, dass a-ha hervorragendes Songwriting beherrschten und effektvolle Clips zu schaffen vermochten, wenngleich man so manchen Songs jenes Trios einen gewissen stereotypischen Reißbrettcharakter nicht absprechen konnte.
Auch „The Sun Always Shines On T.V.“ überzeugt anfangs mit einer düster-sphärischen Unruhe, bevor sich Rhythmus, Gesang, knallende Synthesizer und Gitarren (wie es Tim DeGraine von „AllMusic“ formuliert) über die allgegenwärtige Melodienverliebtheit hemmungslos ergießen. Und so registriert man erst beim näheren oder mehrfachen Hinhören die bleierne Monotonie, mit der die Nummer letztlich ausgestattet ist. Auch die Lyrics sind nicht wirklich wie von einem anderen Stern: „Touch me, how can it be, believe me, the sun always shines on t.v., hold me close to your heart. Touch me.“ Dennoch sind es eben die bestimmten Tonhöhen von Mortens Gesang, die kantigen Einsätze der Synthieeffekte und das stimmige Arrangement, die letztlich a-ha´s zweiten großen Hit ausmachten.
Nach der Produktion war vor der Promotion: Am 8. Dezember 1985 traten die Norweger bei einer britischen Gala auf, anschließend ging es zu einer Stippvisite in den Backingham Palace zur Queen. Noch während die Sonne im Fernsehen vor sich hin schien und das Lied auf den globalen Radiostationen totgespielt wurde, machten die Jungs – nach den kräftezehrenden Wochen zuvor – als nächstes das einzig Vernünftige: Urlaub. Pal und Mags reisten nach Afrika, Morten flog zurück in die Heimat nach Norwegen.
Schließlich müssen sich auch Musiker mal hin und wieder erholen.
Aktuell: 2019 sind a-ha wieder mal auf Tour. Ihr letztes „MTV Unplugged“-Album stammt aus dem Jahr 2017.
Urteil: Souverän komponierter New Wave-Sound, der trotz aller Hymnenhaftigkeit und Eloquenz aufgrund seiner Variantenarmut dennoch nicht überschätzt werden sollte.
Jan