Datum | 1987 |
höchste Platzierung | 10 |
Album | Bridge Of Spies |
Website | http://www.tpau.co.uk/ |
WUCHTIG-DYNAMISCHER PATHOSROCK
Einflussreich und machtorientiert – das waren wohl die wesentlichen Merkmale jener Dame. Als Anführerin der Syrranniten stand sie im Mittelpunkt der sogenannten Vulkanischen Reformation, die als wichtigster geschichtlicher, vor allem aber philosophischer Umbruch in den Chroniken verzeichnet ist. Suraks Lehre war das zentrale Element dieser neuen Ära, und die hier erwähnte Karrierefrau wurde mit einem wichtigen Ministerposten in der neuen Regierung auf Vulkan betraut, bevor sie später das Amt einer Hohepriesterin übernahm.
Echte Fans der Star Trek-Serie werden schon bei den holprigen und von halbherzigen Rechercheversuchen zusammengetragenen Fakten die Augen verdrehen, dafür jedoch relativ leicht die Verknüpfung mit einer Rockkombo der 80er Jahre herausdeuten. Eines der Bandmitglieder war schließlich ein riesiger Fan der Science-Fiction-Reihe, und so benannte man sich kurzerhand nach eben jener Figur, die 2122 auf Vulkan geboren wurde: T’Pau. 135 Jahre zuvor landete das Sextett mit Debütalbum „Bridge Of Spies“ und Debütsingle „Heart And Soul“ auf Anhieb einen Hit. Frontfrau von Anfang an: Carol Decker, eine optische Mischung aus Sarah Ferguson und Cindy Lauper, mit feuerrotem Haar und entsprechendem Akzent so britisch, wie man als Londonerin halt nur sein konnte. Musikalisch bewegte man sich konsequent auf der New Wave-Rock-Welle mit zarten Keyboardeinsätzen und schallendem Organ; Bands wie Heart hätten problemlos stilistische Plagiatsvorwürfe geltend machen können.
„Heart And Soul“ schmetterte sich mit einem wuchtigem Rhythmus, wummernden E-Gitarren und Deckers energischer Stimmgewalt, die ihre nuschelnden Rapparts quasi selbst gesanglich begleitet, in die Hitparaden. Einen wesentlichen Verdienst daran hatte die englische Modemarke Pepe Jeans, die mit diesem Song Mitte der 80er eine Werbekampagne für ihre Beinkleid-Kampagne startete. Durchaus zu Recht, derart vielversprechend geriet schließlich selten ein Poprock-Auftakt in jener Zeit, der Song offerierte zielsichere Melodiösität und Power, dass man vielleicht schon eine Art Bon Jovi-Äquivalent mit Powerfrau hätte erwarten können. Aber allein die anderen blutarmen und unschneidigen Rocknümmerchen (abgesehen von der Triefballade „China In Your Hand“) auf „Bridge Of Spies“ (die Titelgebung soll wohl auf die Glienicker Brücke zwischen Potsdam und Berlin hindeuten, hier kam es mehrmals zum Agentenaustausch zwischen den beiden deutschen Staaten) sorgten schnell für Ernüchterung, es blieb bei Gewöhnlichkeitsrock ohne farbliche Tupfer, ohne originelles Songwriting und ohne einem angemessenen Soundkleid für den markigen Gesang. „Herz und Seele“ waren vorwiegend der ersten Single-Auskopplung vorbehalten.
Zwei Hits waren für T’Pau schließlich das Resultat ihrer etwa fünfjährigen Bandlaufbahn zwischen 1986 und 1991. Die Namenspatronin hielt sich dagegen deutlich länger im Geschäft: Als T’Pau in ihrer Funktion der Hohepriesterin die besondere Ehre hat, für Spock und T’Pring ein Hochzeitsritual zu organisieren, war sie immerhin schon stolze 145 Jahre alt…
Aktuell: „80s Classical“ lautet das Motto ihres Auftritts im Juli in Leeds. 2015 gab es mit „Pleasure & Pain“ ein neues Album.
Urteil: Poprock mit Charisma-Stimme, Dynamik und etwas Herzschmerz-Pathos.
Jan