Datum | 2012 |
höchste Platzierung | 3 |
Album | Smile |
Website | http://mikecandys.ch/ |
ENERGIELOSES WELTUNTERGANGS-NĂMMERCHEN
Das Baktun besteht aus 20 Katun. 1 Katun besteht aus 7200 Tagen. Ein Baktun beinhaltet also insgesamt 144.000 Jahre. Am 21. Dezember 2012 endete das insgesamt 13. Baktun. Was fĂŒr die Mayas lediglich eine normale kalendarische ZĂ€sur darstellte, war fĂŒr zahlreiche Menschen Anlass genug, an nicht weniger als das Ende der Welt zu glauben. Offenbar versuchten vor allem ominöse Wissenschaftler den gröĂten aller Super-GAUs aus einem simplen Eintrag auf einer alten Sarkophaginschrift in der Maya-Stadt Tortuguero herzuleiten, um ein paar einfĂ€ltige Zeitgenossen zu panischen Handlungen zu bewegen. Vor allem Weltuntergangssekten wie zum Beispiel die „Akademie fĂŒr zukĂŒnftige Gesundheit“ mit ihrem deutschen AnfĂŒhrer in der Dominikanischen Republik hatten viel Zulauf zu verzeichnen, bevor die Verantwortlichen den vermeintlichen Untergangstag hinter schwedischen Gardinen verbringen mussten.
Mehr oder weniger profitieren von dem allgemeinen Trubel rund um dieses magische Datum konnte auch ein Schweizer DJ aus der idyllischen Gemeinde Opfikon im Kanton ZĂŒrich namens Michael David Kull. Nachdem er sich bereits mit „One Night In Ibiza“ verdĂ€chtig in den breitgetretenen Dancefloor-Spuren seines Landsmannes DJ Antoine bewegte, schaffte er mit dem vielsagenden Titel „2012 (If The World Would End)“ nicht nur einen tanzbaren Beitrag zum Thema Weltabgesang, sondern zudem auch seinen ersten Top 10-Hit in Deutschland. UnterstĂŒtzt wurde er dabei von der ehemaligen Schweizer „Popstars“-Siegerin Evelyn sowie dem Schweizer Rapper Patrick Miller. Dass Candys offenbar nicht wirklich an einem riesigen Erfolg der Nummer geglaubt hatte, erlĂ€uterte er in einem Interview mit dem Berliner Stadtmagazin PRINZ: „Ich erinnere mich genau an den Moment als ‚2012‘ in die Deutschen iTunes Charts auf 1 ging. Ich saĂ in Neapel am Flughafen und erhielt die SMS von meinem Label Kontor Records. Daraufhin weinte ich 10 Minuten lang aus lauter Freude und Erleichterung. Ich hatte ĂŒber 4 Monate an der Nummer gearbeitet…“
Trotz aller Heulattacken, die viermonatige Arbeit hört man dem Titel allerdings in keiner Minute an – das StĂŒck versprĂŒht die Energie einer ausgelaufenen AA-Batterie, liefert einen Hooklinegesang wie an einem gelangweilten Studionachmittag zusammengeschustert und streut hin und wieder nur AnsĂ€tze eines rebellischeren Dubstep-Raps in die Synthilaufmasche. Alles klingt sehr brav und bieder, dass man David Guetta im Vergleich zu Mike Candys glatt als King of Disco verehren mĂŒsste. Da hilft auch kein sympathischer Smiley-Kopf, den der Schweizer House-DJ im Musikvideo spazierentrĂ€gt.
Was ist, wenn es mit der weiteren Musikkarriere nichts mehr werden sollte, wurde Candys im erwĂ€hnten PRINZ-Interview auĂerdem gefragt – könnte er sich eine RĂŒckkehr in den alten Lehrerberuf vorstellen? „Ich denke nicht“, antwortet der Musiker, „aber ausschlieĂen soll man nie etwas.“ Immerhin sollte diese berufliche Alternative zu dem spieĂigen House-Salat, den er in die Welt schickt, nicht an höheren MĂ€chten scheitern: Die Welt ist am 21.12.2012 unseres Wissens nach nicht untergegangen. Willkommen im nĂ€chsten Baktun…
Aktuell (2019): Auch 2019 ist der Schweizer auf Tour. Seine letzten Singles hieĂen „Pump It Up“ und „ASAP“.
Urteil: Gewöhnliche und alles in allem farbloses Dancefloor-NĂŒmmerchen, fĂŒr das der Weltuntergang sich keinesfalls gelohnt hĂ€tte.
Jan
Noch nie bis heute gehört und das ist auch gut so….3 ist i.O……na gut je lĂ€nger es lĂ€uft….geht meine Meinung schon mehr zur 2 !
Ich finde auch, je lĂ€nger man diese dröge Clublangeweile hört, desto mehr tendiert sie in Richtung 2, 1, 0.. đ