Datum | 1979 |
höchste Platzierung | 6 |
Album | Kingston Kingston |
Website | – |
SIMPLES SKA-LIEDCHEN FĂR KARIBIKABENDE
Eingeklemmt zwischen den europĂ€ischen GroĂmĂ€chten Deutschland, Frankreich und mit EinschrĂ€nkung auch den Niederlanden fristet das Königreich Belgien ganz im Westen Europas eher ein beschauliches Dasein. Weder taugt das Land der Flandern und Wallonen als besonders attraktives Reiseziel noch macht man sich hier einer herausragenden stĂ€dtebaulichen Architektur verdĂ€chtig – BrĂŒssel ist Sitz der EuropĂ€ischen Union und die Autobahnen sind nachts permanent beleuchtet. Vielleicht ist es ja letztlich auch jenem etwas farblosem Image Belgiens geschuldet, dass KĂŒnstler wie Lou Deprijick einen besonders groĂen Ehrgeiz an den Tag legen, um die Welt von ihrem Können zu ĂŒberzeugen. „I’m driven by the desire to be number one“, Ă€uĂerte der Musiker und Produzent einst gegenĂŒber „Wit-Lof from Belgium“. „I’m hooked to the feeling of having a record somewhere, somehow rising up the charts. I want to be number one in originality and in commerciality.“ (Quelle: houbi.com) Nicht mehr und nicht weniger.
Deprijick, gebĂŒrtig im wallonischen Lessines, veröffentlicht bis heute seine Musik unter zahlreichen Pseudonymen: Billy Belushi, Dario Ramirez, J.P. Hawks, B.Buster, Gene Steinbecket, Lee Kane, Marylin Mansfield und viele weitere mehr. Mit der Latin-Gruppe Two Man Sound („Charly Brown“) sowie als Plastic Bertrand („Ca Plane Pour Moi“) gelangen ihm Welthits. Darunter fiel auch eine simple wie ziemlich grobgeschnitzte Ska-Nummer mit dem Titel „Kingston Kingston“, die Deprijick unter dem humorigen Namen Lou & The Hollywood Bananas im Jahr 1978 herausbrachte. Auf der BĂŒhne trĂ€llern zwei Gesichtsmodels wieder und wieder den kurzen Refrain, wĂ€hrend Deprijick in den Strophen seiner Verehrung fĂŒr die jamaikanische Hauptstadt und die „dark girls“ Luft verschafft. Wem diese Lobpreisung nicht passen sollte, dem entgegnet Deprijick zum Schluss noch mit den Worten: „Now if you think that I’m bad, it might just be you are sad, about the fun that I had.“ (Im Original singt er allerdings auf Französisch.) Auf der BĂŒhne prĂ€sentiert sich der SĂ€nger zum Lied mit dunklem Schnauzer und galoppierenden Bewegungen, und manch einer könnte angesichts der Optik eine direkte Verwandtschaft mit „Magnum“-Darsteller Tom Selleck vermuten.
Ăhnlich wie „Charly Brown“ oder „Ca Plane Pur Moi“ weist „Kingston, Kingston“ kein wirklich raffiniertes Arrangement auf, aber mit rhythmischem GleichmaĂ und lieblichen Saxofon-Soli erhĂ€lt der Song seinen sonnig-fröhlichen Charakter und lĂ€dt mit aller Gewalt zum Mitsingen auf – das sind wohl nicht die schlechtesten Voraussetzungen fĂŒr einen Sommerhit. Den kassierte zwar 1979 eher Patrick Hernandez mit „Born To Be Alive“, in den deutschen Charts konnten Lou & The Hollywood Bananas aber zumindest den gesamten Oktober ĂŒber in den Top 10 verbleiben. Nicht zuletzt dĂŒrfte als das gröĂte Verdienst von Deprijick zu konstatieren sein, dass ihm mit seiner Musik letztlich doch etwas gelungen ist, was seinen belgischen „Erben“ Gotye oder Milow nur bedingt gelingen konnte: Seiner Heimat ein StĂŒck farbigen Glanz verleihen.
Aktuell: Einige „Best of“-Alben pflasterten den Weg von Lou & The Hollywood Bananas, als letzte Single steht „Sinai“ aus dem Jahr 1994 zu Buche.
Urteil: Geschliffenes und sympathisch relaxt wirkendes Ska-Liedchen, das zu jedem Karibikabend mit ordentlichem Rum-Ausschank hundertprozentig passen sollte.
Jan
https://www.youtube.com/watch?v=j-XJJHbRSks