Datum | 1961 |
höchste Platzierung | 2 |
Album | Los Machucambos |
Website | – |
RUMBASTÜCKCHEN MIT SCHNITZELBRÖTCHEN
Es war die Zeit des Rock´n´Roll und des Twist, der Trägerröcke und Hosenanzüge, der Künstler Petula Clark, France Gall und Francoise Hardy – in Frankreich blühte der „weibliche“ Chanson als prägender Ausläufer des frühen French Pop. In ganz Frankreich? Nein! Ein von unbeugsamen Lateinamerikanern bevölkertes Viertel inmitten von Paris hört nicht auf, dem „Eindringling“ Widerstand zu leisten. Beginn der Fünften Republik unter Staatschef Charles de Gaulle, Ende der 50er Jahre: Hier im sogenannten Quartier Latin, einem äußerst belebten Studentenkiez, trafen sich eine Costa Ricanerin (nachdem zuvor der mexikanische Sänger Pedro seinen Dienst quittiert hatte), ein Spanier und ein Peruaner, um die Welt mit kubanischen Klängen zu verwöhnen. Cha Cha Cha, Bolero, Rumba, das ganze Repertoire der lateinamerikanischen Tänze machten sich Los Machucambos fortan zur Aufgabe. Es sollte auch nicht lange dauern, bis Julia Cortes, Rafaêl Gayoso und Romano Zanotti ihren ersten großen Hit feiern durften, mit dem Gassenhauer – „Schnitzelbrötchen“. Schnitzelbrötchen?!
Dies ist zumindest die wortgetreue Übersetzung von „Pepito“ aus dem Spanischen, man könnte auch die Bezeichnung „Sandwich“ dafür verwenden. Und so würde der Songtext „Pepito eres mi vida, mi cariño, mi querido, nunca comprendido, nunca comprendido, porque me intereso en ti“ in einer deutschen Übersetzung lauten: „Schnitzel sind mein Leben, meine Liebe, meine Liebe, nie verstanden, nie verstanden, weil ich interessiert bin an dir.“ Vielleicht verbirgt sich ja – spanische Muttersprachler könnten das garantiert bestätigen – auch vielmehr ein herzergreifendes Liebesgeständnis hinter jenen Worten. Unzweifelhaft sind jedoch die trabenden Rumba-Rhythmen, auf denen Sängerin Julia fröhlich ihre Verse dahintiriliert und dazu ein paar Rasseln kreisen lässt. Im November 1961 schob sich das Trio kurzerhand zwischen „Weiße Rosen aus Athen“ und „Der Mann im Mond“ auf Platz 2 der deutschen Singlecharts: Etwas solch Eigentümliches, das hier Nana Mouskouri und Gus Backus an der Hitparadenspitze Gesellschaft leistete, tauchte weltweit erst vier Jahrzehnte später mit dem Buena Vista Social Club wieder auf.
„Pepito“, diese fröhlich tänzelnde Rumbanummer mit Unvergänglichkeitsgarantie, war nur der Auftakt zu einer jahrelangen Bandlaufbahn mit ähnlichem Konzept. Die Alben kamen nun alljährlich: „Dansez Avec Los Machucambos No. 2“, „Ole! Los Machucambos!“, „Mucho Machucambos“, „Los Machucambos In Phase 4“ und so weiter und so fort, fast 20 Alben sammelte die Folklore-Gruppe bis in die Neuzeit. Damit dürften sie sich – trotz der eher nur vorübergehenden Popularität, die sie mit „Pepito“ erzielen konnten – zumindest ein paar Dauerrotationen in diversen Tanzschulen im Bereich Latein gesichert haben. Zum Thema Schnitzelbrötchen: Der Titel „Pepito“ soll – laut Wikipedia Frankreich – wohl vor allem an den französischen Schauspieler und Chansonnier Bourvil erinnern. Ein Spitzname also. Schade eigentlich…
Aktuell: Los Machucambos sind noch heute unterwegs, allerdings in veränderter Besetzung: Zwei Sängerinnen ersetzten Julia Cortes, die 1972 ausstieg und 2008 in Costa Rica verstarb. Zuletzt spielten sie Klassiker von Violeta Parra und Atahualpa Yupanqui.
Urteil: Sympathisches Rumbaliedchen – zeitlos, melodiös und mit folkloristischem Charme.
Jan