Datum 1981
höchste Platzierung 1
Album Mistaken Identity
Website http://www.kimcarnes.com/

KRÄCHZEN, RÄUSPERN, MITKLATSCHEN

Mit ihrer charismatischen Stimme, die den reibeisen- und rauchigen Charme von Rod Stewart und Bonnie Tyler nahtlos miteinander vereint, mĂŒhte sich Kim Carnes lange Zeit eher erfolglos im MusikgeschĂ€ft ab. Dabei galt sie als Ă€ußerst talentierte Songwriterin: David Cassidy und Frank Sinatra profitierten bereits von ihren FĂ€higkeiten und landeten mit den von Carnes geschriebenen Kompositionen Mitte der 70er Jahre einige Hits. Aber ihre eigene Gesangskarriere wollte nie so richtig in Schwung kommen, obwohl sie bis 1976 bereits drei Alben veröffentlicht hatte. Mit „St. VincentÂŽs Court“ (1979) schaffte sie in den USA den Durchbruch, aber erst „Bette Davis Eyes“ machte sie nun auch europaweit bekannt: Die Single schaffte es in Deutschland und den USA auf Platz 1, in Großbritannien auf Platz 7.

Der Titel beschĂ€ftigt sich inhaltlich mit einer offensichtlich höchst flirtaktiven Frau, die den angesprochenen Typen mit allen Mitteln der Kunst verfĂŒhrt: Sie ist wild, lĂ€sst ihn stĂ€ndig erröten, umschmeichelt ihn und hat den Seufzer von Greta Garbo drauf: „And she’ll tease you, she’ll unease you, all the better just to please you, she’s precocious, and she knows just what it takes to make a pro blush, she’s got Greta Garbo stand-off sighs.“ Ihr besonderes Kennzeichen jedoch: Sie besitzt die Augen von Bette Davis, der großen amerikanischen Filmschauspielerin, die in mehr als 100 Filmen mitwirkte, zweimal den Oscar gewann und dabei jedoch keineswegs dem klassischen Schönheitsideal entsprach – wĂ€ren da nicht eben ihre faszinierenden und hervorstechenden Augen gewesen. „She’ll take a tumble on you, roll you like you were dice, until you come up blue, she’s got Bette Davis eyes.“

Rund um diese Vergötterung der anonymen Dame krĂ€chzt und rĂ€uspert sich Kim Carnes auf einem gemĂ€chlich voranschreitenden Rhythmus und einer Instrumentalkulisse, die sich mit Ausnahme des wiederholten Keyboard-Themas und der Klatsch-Begleitung gegenĂŒber der stark dominierenden Gesangsstimme eher dezent zurĂŒckhĂ€lt. Man hört schon heraus, dass der Song quasi direkt als Live-Take und im Rohmix „auf die Welt kam“ und danach nicht mehr weiter bearbeitet wurde. Übrigens: „Bette Davis Eyes“ wurde im Original von Jackie DeShannon geschrieben und aufgenommen – hier das Video zu der deutlich country-lastigeren Variante, die Kim Carnes spĂ€ter in lupenreinen 80er-Pop „umwandelte“:

Aktuell (2019): Kim’s „new album“, welches sie auf ihrer Website anpreist, ist nun mittlerweile seit knapp 12 Jahren „neu“, zuletzt arbeitete sie vor allem als Songwriterin fĂŒr diverse Country-Interpreten und partizipierte hin und wieder als GastsĂ€ngerin. Gelegentliche BĂŒhnenauftritte gibt es heute noch hin und wieder zu sehen.

Urteil: Ihre Stimme ist von beeindruckender IntensitĂ€t und besitzt zweifellos einen hohen Wiedererkennungswert, der Song selbst strampelt dagegen allerdings etwas hilflos an: Mehr als die nette kleine Hookline und die Hommage an die Weiblichkeit hat „Bette Davis Eyes“ streng genommen eigentlich nicht zu bieten.

Jan

Kim Carnes – Bette Davis Eyes
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