O-TON-LUFTNUMMER MIT NIEDRIGEM WELLENGANG

„Deftiges Seemannsgarn verbindet sich mit nüchternem Realismus und heftigen Gefühlen, authentischer Atmosphäre und einem Hauch von Resignation.“ So fasst das „Lexikon des internationalen Films“ den vielleicht berühmtesten Film des großen Hamburger Volksschauspielers Hans Albers zusammen: „Große Freiheit Nr. 7“. Der Klassiker, gedreht inmitten des Kriegsjahres 1943, handelt von dem alternden Seemann Hannes Kröger und dessen vergeblicher Liebe zum jungen Mädchen Gisa, das sich kurz vor dem Heiratsantrag in den Schönling Georg verguckt. Enttäuscht bricht Kröger schließlich mit dem russischen Segelschulschiff Padua in Richtung Australien auf und sorgte damit für einige feuchte Taschentücher in den deutschen Lichtspielhäusern – allerdings erst nach Kriegsende, als der Streifen erstmals uraufgeführt werden durfte.

Datum 1988
höchste Platzierung 5
Album
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Nicht nur für Albers, den legendären Frauenhelden und „Draufgänger“, eines seiner favorisierten Rollen während seiner Stumm- und Tonfilmperioden, bedeutete „Große Freiheit Nr. 7“ einen weiteren Meilenstein in seiner beachtlichen Filmographie. Auch Sänger Sascha Wahlbeck sowie die beiden Produzenten Peter Hoffmann und Franz Plasa profitierten von dem Terra-Film-Klassiker, und zwar ganze 45 Jahre später. Hoffmann verbrach bis dato ein paar Nonsensnummern wie „Ich bin das Sonderangebot“ von XOX (1983) oder „Wo gehn Verliebte tanzen“ von der Hamburger Popgruppe Felix de Luxe (1987). Plasa war Gitarrist in jener Band, die Hoffmann eine Zeit lange als Produzent unterstützt hatte, bevor auch er sich auf die Arbeit hinter dem Mischpult konzentrierte. Und Sänger Wahlbeck, der bei seinen Auftritten wie beim Popmagazin „Formel Eins“ mit wasserstoffblonder Gelfrisur und klobiger Sonnenbrille wie ein opiatenberauschter Derwisch über die Bühne hampelt und eher halbherzig die Lippen zu den wenigen gesungenen Refrainfetzen mobilisiert.

Der Rest des Überraschungshits des Jahres 1988 „Der blonde Hans“ ist schließlich eine spröde zusammengefügte Aneinanderreihung verhackstückelter Originalaufnahmen aus dem erwähnten „Große Freiheit“-Film, unterlegt mit der lieblos abgekupferten und synthigebadeten Hook des Falco-Hits „Rock Me Amadeus“. Wenngleich die nach dem O-Ton-Sample-Prinzip des fast zeitgleich kursierenden Charthits „Okay!“ aufgebaute Albers-Dauerzitierung hier durchaus ihren gewissen Liebreiz hat – dieser fulminant blöde Refrain „Das ist der blonde Hans von der Reeperbahn, das ist der blonde Hans und er spielt zum Tanz. Das ist der blonde Hans von der Waterkant, das ist der blonde Hans, ahoi!“ enttarnt das ganze Projekt als One-Hit-Wonder-Luftnummer ohne Herz.

Aber „Der blonde Hans“ setzte sich in den deutschen Hitparaden erfolgreich durch und landete bis auf Platz 5. Es folgten noch „Es wird Nacht auf St. Pauli“ – die unvermeidliche Fortsetzung – sowie „Das Model“, ein flachbrüstiges Kraftwerk-Cover. Und das war es dann mit Hannes Kröger, das Joint Venture der drei Künstlerkollegen Wahlbeck/Hoffmann/Plaza war wieder beendet.

Und Hans Albers, der große norddeutsche Volksschauspieler, hat genug Umdrehungen im Grab hinter sich…
Aktuell: Das Projekt war schnell beendet, die beiden Produzenten Plasa und Hoffmann arbeiten immer noch zusammen („Hopla Reloaded“), jedoch mit dem Fokus auf die Heranbildung talentierten Nachwuchses.
Urteil: Das Albers-Collagenvehikel ist ähnlich nachhaltig wie eine ARD-Vorabendkrimiserie: nett gemacht, billig produziert und schnell vergessen.
Jan

 

 

Hannes Kröger – Der blonde Hans
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2 Gedanken zu „Hannes Kröger – Der blonde Hans

  • Damit könnte ich als Käutnerfan, der Mann hat die „Große Freiheit“ in meinem Geburtsjahr 1943 in Hamburg (und Prag und Berlin) gedreht, leben. Bei aller Tiefgründigkeit und allem Ernst ist dieser Film ein heiteres Werk, dessen Zitate dem „Blonden Hans“ die pfiffige Würze geben. Nur dass die „Padua“ ein russisches Schiff war, ist Käse. Der Kahn gehörte dem Hamburger Reeder Laeiz (und damit zu seinen „Flying P-Liners“), wurde den Deutschen nach Kriegsende von den Russen geklaut und heißt seitdem „Kruzenshtern“. Und sie lebt noch!

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