Datum 1970
höchste Platzierung    2
Album Percy
Website https://thekinks.info/

EIN LETZTES AUFBÄUMEN DER BRITISH INVASION

Wenn man so will, präsentiert die britische Punkband mit „Lola“ eines der frühesten Statements zum Thema „Diversität“ bzw. „Irrungen und Wirrungen der Geschlechter“, denn Lola „walked like a woman but talked like a man“. Der Mythos dieses Songs geht zurück auf Robert Wace, Manager der Kinks. Jener genoss einst intensiv das Pariser Nachtleben und kam eines Abends in den Genuss eines Tanzes mit einem Transvestiten. Bis 6 Uhr morgens verbrachte man gemeinsam, bis Wace seinen Tanzpartner feinsinnig mit der Frage zu irritieren versuchte, ob jenem denn Waces Stoppeln aufgefallen seien? Scheinbar war dies weitestgehend unerheblich – beide waren schließlich längst von Halluzinogenen benebelt.

Davies fühlte sich nach Waces Erzählung schließlich zur Komposition von „Lola“ inspiriert. Ob diese Version stimmt oder eine der weiteren, die noch immer kursieren, bleibt fraglich.

Auf jeden Fall zierten sich die meisten britischen Radiostationen lange Zeit, den Song zu spielen. Die Frage der sexuellen Freizügigkeit war dabei nicht das einzige Problem: Zudem wird in der ursprünglichen Fassung des Songs in einem Vers die Marke „Coca Cola“ genannt. Und schließlich hatte Schleichwerbung schon damals keinen besonders guten Ruf. Erst die Abwandlung in „Cherry Cola“ ermöglichte schließlich den kommerziellen Erfolg.

Heute ist „Lola“ ein poppiger Abschluss für die Weltkarriere der Kinks – nach „Lola“ gelang mit „Apeman“ noch ein würdiger Nachfolger, doch die kommerziellen Hochzeiten waren vorbei. Nichtsdestotrotz: Diese lässige Mitsing-Hymne, verbunden mit Ray Davies‘ leicht nölig-ironischer Stimmfärbung, ist herrlich übelste Ohrwurm-Attacke für alternde Punk-Liebhaber.

Aktuell: Es gibt sie noch, zumindest scheint ein Comeback möglich – und angeblich arbeiten die Davies-Brüder an einem neuen Album. Wer es glaubt.

Urteil: Mehr Eingängigkeit ist kaum möglich. „Lola“ ist bester lakonischer Folk Rock aus der erfolgreichen Spätphase der Kinks.

The Kinks – Lola

3 Gedanken zu „The Kinks – Lola

  • Die Kinks waren keine Punkband. Und der Song „Lola“ erschien im Original nicht auf „Percy“, sondern auf dem Album „Lola versus Powerman and the Moneygoround“.
    Als der Song 1970 in den deutschen Charts auftauchte, dürften die wenigsten Kids überhaupt verstanden haben, worum es in dem Song geht. Und auch die „Coca“/Cherry Cola“ Problematik hat niemand bemerkt – außer vielleicht wenn man die LP besaß und vergleichen konnte. Der Song begeisterte damals zu allererst mit seinem Gitarrensound und seiner Wucht sowie dem Chorus, den jeder auf Anhieb mitsingen konnte. Und jeder Gitarrenschüler spielte das Intro gerne nach. Worum es im Text ging und wer diese Lola war, hat in Deutschland kaum jemand bemerkt bzw. verstanden.

      1. Das Coca Cola Problem war damals sehr wohl in Deutschland bekannt und auch um wen es sich bei Lola handelt. Wieviele hier das sonst noch wussten, weiss ich natürlich nicht und ob es kaum jemand, oder die Meisten waren. Bei uns im Schulhof wurde jedenfalls darüber geredet.

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