Datum 1973
höchste Platzierung 9
Album
Website http://www.peter-alexander.at/

SCHUNKELIGE HEILE WELT-NUMMER

„Was bringen wir? Wir bringen Schlager, Tagesschlager, Chansons, Wiener Lieder, Songs, Operettenlieder. Ja, damit kann man Menschen doch nicht verblöden, um Gottes Willen! Naja, das Publikum versteht mich schon, darüber bin ich glücklich.“ Mit nun insgesamt 47 Jahren und unzähligen, ja gefühlten abertausenden Hitparadenerfolgen im Rücken musste sich der große Peter Alexander offenbar immer noch den Vorwurf gefallen lassen, er produziere oberflächliches Schunkelgedudel und trage mit seiner Musik zur „Volksverblödung“ bei. Inzwischen war das Jahr 1974 angebrochen und auch die grassierende Rock- und Punk-Bewegung kämpfte sich an den Heile Welt-Melodien des Österreichers erfolglos ab. Alexander fand hierfür ebenfalls eine ganz einfache Erklärung: „Unterhaltung kommt nun mal ohne heile Welt nicht aus. Wahrscheinlich weil es die heile Welt nie gegeben hat.“

Seine Fans glaubten nicht nur an diese, sie sahen in dem Entertainer womöglich auch eine Art Botschafter für jene paradiesische Weltvorstellung, die er in seinen schmusigen Liedern transportierte. Wo er auftrat (Shows wie „Peter Alexander präsentiert Spezialitäten“, „Am laufenden Band“), herrschte Frohsinn und bedingungslose Heiterkeit – keine unterdrückte Larmoyanz eines Rex Gildo, kein versteckter Zynismus eines Drafi Deutscher, sondern authentische Lebensbejahung im markanten Schunkelrhythmus. Man greife sich nur mal als Beispiel die Seelentröster-Nummer „Irgendwo brennt für jeden ein Licht“ heraus. Verse wie „Irgendwo brennt für jeden ein Licht, keiner bleibt ganz allein, wenn du denkst, deine Hoffnung zerbricht, dann hab‘ Mut, es wird gut. Irgendwo schlägt für jeden ein Herz“ sind nicht gerade anfällig für versehentliche Über-Interpretationen – sie funktionieren wie warmer Holunderblütentee bei Erkältungskrankheiten: lindert den Schmerz, verbreitet wohlige Gefühle und ist schnell konsumiert.

Aber genau das war die Passion von Peter Alexander, dieses Weltumarmende und Herzige. Und wenn auch der Stil von „Irgendwo brennt…“ mit seinem schunkeligen Charakter etwas zu aufgesetzt wirkt für den trostspendenden Text, es bleibt ein typisches Peter Alexander-Werk, das kaum überraschend Eingang in die deutschen Top 10 gefunden hatte. Abschließend erneut ein Zitat aus jenem Interview, das er 1974 dem SWR gegeben hatte: „Unterhaltung ist eben heile Welt, und ich fühle mich von meinem Wesen her und von meiner Begabung, meiner Mentalität, eben mehr zur heilen Welt und zur Unterhaltung hingezogen. Sonst“ – und wer mag Alexander an dieser Stelle widersprechen – „sonst wäre ich wahrscheinlich politischer Kommentator geworden. Oder sowas…“ (Hier das komplette Interview)

Aktuell: Peter Alexander verstarb 2011 in Wien.

Urteil: Durchschnittlicher und im Gegensatz zu der sympathisch liedermacherisch komponierten „kleinen Kneipe“, „Hier ist ein Mensch“ und anderen Stücken seiner späten Karriere etwas zu gewöhnlich arrangierter Mitmach-Schlager. Text und Produktion übrigens: Ralph Siegel.

Jan

Peter Alexander – Irgendwo brennt für jeden ein Licht

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