Datum 1965
höchste Platzierung 6
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VIRTUOSER POWERSCHMALZ

Alle zog es sie einst in den 50er, 60er Jahren in das Wirtschaftswunder-Deutschland, und auch der NiederlĂ€nderin Martina Carina Peereboom erging es nicht anders. Unter dem KĂŒnstlernamen Suzie gelang ihr Mitte der 60er Jahre hierzulande ein Hit nach dem nĂ€chsten. Das Besondere an der Lebensgeschichte dieser zu Anfang ihrer Karriere gerade einmal 18-JĂ€hrigen war vor allem ihre frĂŒhe Laufbahn als Zirkusartistin: Im Circus Boltini trat sie als junger Teenager regelmĂ€ĂŸig vor Publikum auf. Und noch heute kann man in der Manege der von Toni Boltini gegrĂŒndeten Akrobatengruppe solch exotische Tiere wie Giraffen, Elefanten, Kamele, Papageien und Pythonschlagen bewundern. Welch artistische Meisterleistungen die spĂ€tere SchlagersĂ€ngerin Suzie an den Tag legte, ist heute nicht mehr herauszufinden – ihre gesanglichen VorzĂŒge waren dagegen im Auftrag der Plattenlabels Vogue und Ariola auf Vinyl nachweisbar. Dazu gehörte das Lied „Ich war allein“.

Diese Powerschmalz-Ballade mit dem vertexteten Gedanken-Wirrwarr einer frisch verliebten Maid hat vor allem zwei VorzĂŒge: Sie ist kurz und demonstriert darĂŒber hinaus, das auch mit dosierter und variabler Instrumentierung virtuos geschmachtet werden kann. „Und dann sahst du mich an, das Wunder, es begann! Schöner kann nichts im Leben sein. Wie konnte ich nur leben ohne dich, I love you, ich bleibe dein.“ Das ist lyrisch vielleicht unterhalb jeden Helene Fischer-Radars, aber auf der anderen Seite so entzĂŒckend lebhaft vorgetragen, dass man gleich wieder die frĂŒhen Veröffentlichungen der jungen Marianne Rosenberg aus dem unsortierten Plattenschrank hervorzaubern will. Da gab es schon weitaus QuĂ€lenderes in jener Zeit, in welcher der deutsche Schlager allmĂ€hlich den Nimbus eines Spießergenres fĂŒr reaktionĂ€r denkende ProvinzbĂŒrgerliche bekommen hatte.

Aber Suzie – so doof solch ein KĂŒnstlername fĂŒr eine lĂ€ngerfristig geplante Musikerkarriere auch sein mag – lieferte schunkelige WohlfĂŒhlkompositionen, die so unbedarft und liebsam klangen, dass wohl selbst Rolling Stones-AnhĂ€nger zwangsweise innehalten mussten, wenn jenes Glockenstimmchen ein bemitleidenswertes „Und iiiiiich waaar alleeeeein!“ in die Welt hinaus flötete.

Da hĂ€tte sich wohl so mancher Zirkuselefant im Boltini vor EntzĂŒcken gleich nochmal wuchtig um die eigene Achse gedreht…

Aktuell: Suzie verstarb 2008 unter mysteriösen UmstÀnden.

Urteil: Ein mit viel Leidenschaft dargebotenes Liebesschlagerliedchen, welches eine erstaunliche kompositorische Reife und schnörkellose Melodik an den Tag legt. 7 von 10 Punkten

Jan

https://www.youtube.com/watch?v=6gzGmhwKR_w

Suzie – Ich war allein

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