Sunrise Avenue – Hollywood Hills

Album:
Out Of Style
Höchste Platzierung: 
3
Erscheinungsjahr:
 2011
Albumcover:
Musikvideo:

SCHNĂ–RKELLOS UND RADIOTAUGLICH

Nightwish, Him, The Rasmus – dunklere Metalbands mit dem Hang zum gespielten Suizidalen haben seit Jahren in Finnland Hochkonjunktur. Aber es gibt auch deutlich gewöhnlichere Exporte dieser kleinen nordeuropäischen Republik mit ihrer einzigartigen musikalischen Vielfalt: zum Beispiel Sunrise Avenue. „Fairytale Gone Bad“ war 2006 ihr Durchbruch, und eigentlich hätten sie auch gut und gerne in Deutschland als One Hit-Wonder gelten können, aber kurioserweise landeten sie 2011 mit den „Hollywood Hills“ erneut einen ordentlichen Chartserfolg. Ohne groß angelegte Marketingkampagne im Vorfeld, ohne extravagante Geschichten aus dem Tourbus oder Samu Habers Schlafzimmer. Aber das passt eh nicht zum Image finnischer Bands.

Das Bemerkenswerte an dieser Gruppe scheint das eben Nicht-Bemerkenswerte zu sein: Geradezu in sich gekehrt wirken die Bandmitglieder im Video zu „Hollywood Hills“, aufgenommen auf dem Gelände des Berliner Flughafens Tempelhof, allein der Blondschopf Samu ragt dank seiner Präsenz heraus – nicht nur Sänger und Kopf, sondern auch alleiniger Songschreiber dieser Gruppe, mit einer äußerst dröhnend-quengeligen Stimme, die sämtliche Tracks ihres 2011er Albums „Out Of Style“ überragt. „Out Of Style“ passt da auch vom Titel perfekt: Die 12 Songs bewegen sich hier durch melodiösere Hardrock-Elemente, da in leicht dancigere Gefilde, nebenher wirken sie aber auch mal wie ein simpel gerührtes Potpourri aus allen Himrasmusnightwish-Best Of-Alben zusammen.  Aber diese einnehmende Freundlichkeit, mit der sich Sunrise Avenue in der Öffentlichkeit verkaufen, lässt über die häufig allzu bemüht wirkende Eingängigkeit der Kompositionen hinwegsehen. Dafür spricht schon die Selbsteinschätzung des Sängers Samu Haber im Interview mit den Nürnberger Nachrichten aus dem Juli 2011: „Unsere Musik hat vielleicht auch etwas Volkstümliches, da sie aus einfachem Songwriting und simplen Texten und Melodien besteht. Sonst dreht sich heutzutage doch alles nur noch um eine fette Produktion.“ (Quelle) Die Entstehung des Songs „Hollywood Hills“ resultiert aus einer „Fortbildungsmaßnahme“ seiner Plattenfirma, die Samu nach Los Angeles geschickt hatte, wo er sich mit anderen etablierten Songschreibern treffen sollte. „An meinem letzten Abend saß ich in Unterhose und mit einem Bier in der Hand auf dem Hotelbalkon und hatte alle meine Sachen schon gepackt. Ich war sehr zufrieden, wie alles gelaufen war, da ich vorher wegen dieser vielen bedeutenden Leute ganz schön nervös gewesen war. Und als ich da so saß und auf auf das große Hollywood-Schild am Berg schaute, sagte ich so vor mich hin: Bye, bye Hollywood Hills.“ Wenn sich die unbändige Wildheit einer finnischen Rockband daran festmacht, dass ihr Sänger auf dem Balkon in Unterhose und mit einem Bier dasitzt, kann man wohl auf deren Tourneen größtenteils mit schnarchendem Security-Personal und Gameboy spielenden Bodyguards rechnen.

Andererseits aber schafft dieses Nette und Unaufdringliche Nähe und vor allem einwandfreie Radiotauglichkeit, und so kann „Hollywood Hills“ als ein sehr ordentlicher, solide arrangierter Popsong gelten, der die Abschiedsstimmung von dem berühmten Villenviertel, dem Ort „where no one can be sad“, dem „Ende des Regenbogens“, durchaus sehr schön beschreibt.

Urteil: Temporeicher Pop-/Rocksong, schnörkellos und sehr geradeaus. Nicht schlecht, nicht aufregend, nicht – bemerkenswert? 6 von 10 Punkten.

Jan

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