Datum 1972
höchste Platzierung 6
Album Slayed?
Website http://users.swing.be/amazingslade/

DRÖHNEND-LÄRMIGER POWERROCK

„Slade are undoubtedly exciting and show a great talent for giving their audiences what they want, an enjoyable night where nobody thinks you are crazy if you let yourself go.“ (Quelle: sladestory.blogspot.de) Die „Bracknell News“, die wichtigste Zeitung der britischen Stadt, ca. 60 km sĂŒdwestlich von London gelegen, brachte es am 4. Mai 1972 auf den Punkt: Konzerte der Glamrock-Band Slade waren fĂŒr die Zuschauer einfach ein unvergessliches Erlebnis. Dies hing wohl weniger zusammen mit den fantastischen Zupfsperenzien vom Gitarristen Dave Hill als vielmehr mit einer LĂ€rmkulisse, welche die Gruppe auf der BĂŒhne erzeugte und sich auf einem Dezibelniveau irgendwo zwischen Airbus-Turbine und drei gleichzeitig eingeschalteter KreissĂ€gen bewegte. Entsprechend betrĂŒbt berichteten die Bracknell News schließlich sechs Tage spĂ€ter, am 11. Mai 1972, von einem vorzeitigen Konzertabbruch, als sich Anwohner in unmittelbarer NĂ€he zum Bracknell’s Sport Centre ĂŒber die ohrenbetĂ€ubende BelĂ€stigung beschwerten: „The concert was stopped half an hour early by the organisers when they heard that people in the houses opposite in South Hill Road were unable to get to sleep.“ Wen interessiert schon Slade, wenn der Nachtschlaf heilig ist.

Das Publikum ritt hingebungsvoll auf der Glam-Rock-Welle, die Platten von Slade verkauften sich insbesondere im Jahr 1972 wie Butter. Auch „Mama Weer All Crazy Now“ wurde zum Hit: die 3. Nummer 1 in Großbritannien, Platz 6 in Deutschland und zumindest viel Beachtung in den USA, wo sie zuvor noch als Vorgruppe von Humple Pie einige Wochen hinweg getourt hatten.

Die schroffe Schlichtheit hat Slade schon seit ihrem DebĂŒt 1971 „Get Down And Get With It“ ausgezeichnet – dieses Prinzip fĂŒhrten sie nun mit Track Nr. 8 des dritten Albums „Slayed?“ nur konsequent fort: unmissverstĂ€ndliche Hookline, affenartiges GebrĂŒll von SĂ€nger Noddy Holder und ein Text, der sich aus einigen Nonsensphrasen zusammenschustert. TatsĂ€chlich fĂŒhrte Holder spĂ€ter einmal aus, nach einem Konzert in Lincolnshire hĂ€tte ein TĂŒrsteher der Band berichtet, eine andere Gruppe wĂ€re dort komplett betrunken aufgetreten („crazy with whiskey“). Hieraus entwickelte sich die Idee zu den Lyrics des Songs, inhaltsgeladen mit Zeilen wie „A you told me fool fire water won’t hurt me. A you tease me and all my ladies desert me“.

Doch das ist egal: Die Energie befĂŒllt auch sonst etwas schrĂ€g-dynamische Nummern wie „Mama Weer All Crazee Now“, deren Refrain jeder Hausfrau das BĂŒgelbrett unter dem Eisen weggefegt haben musste. Sie waren nun mal die Experten fĂŒrs Grobe – diese Erfahrung musste auch die Kleinstadt Bracknell Anfang der 70er Jahre machen…

Aktuell: 1964 gegrĂŒndet, sind Slade auch heute noch aktiv. Von der Ursprungsbesetzung sind Powell und Hill ĂŒbriggelieben. Zum 50jĂ€hrigen BandjubilĂ€um war man entsprechend viel unterwegs.

Urteil: Dröhnend-lĂ€rmiges Powerrock-StĂŒck, das Slade in Vollkommenheit unterreprĂ€sentiert: oberflĂ€chlich, knarzend, aber verdammt lebendig und ultrapowermĂ€ĂŸig.

Jan

https://www.youtube.com/watch?v=RPTk5poAa1c

Slade – Mama Weer All Crazee Now

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