Datum 2001
höchste Platzierung 8
Album Alles Gute
Website http://www.rosenstolz.de

BEWEGENDE EINTÖNIGKEIT

RosenstolzAls AnNa R. und Peter Plate 2001 erstmals der Sprung in die Top 10 der deutschen Single-Charts gelang, hatten sie bereits knapp 10 Jahre im Musikgeschäft bewältigt. Mit viel Mühe und Ehrgeiz kämpften sie in den 90ern gegen sämtliche gängigen Trends an: Eurodance, Neue Deutsche Härte, Techno, an all diesen musikalischen Bewegungen arbeiteten Rosenstolz vorbei und erkämpften sich vielmehr mit homophilem Deutsch-Chanson-Pop eine treue Fangemeinde, die ihre Konzerte nach und nach größer werden ließ. Auf etwaigen Jugendradiosendern schafften sie es gelegentlich in die Hörercharts, der Mainstreamhörfunk machte jedoch einen großen Bogem um Titel wie „Schlampenfieber“, „Nymphoman“ („Lass die Knospe spriessen, lass Champagner fliessen“), „Sex im Hotel“, „Die Schlampen sind müde“ und „Lass mich dein Schlafzimmer sein“.

Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Frl. Rosenbaum und Duettpartner Plate auch hier die letzten Hürden überwinden sollten. Dass sich ihre Musik fortan in spannungsfreie Beliebigkeit verlor und auch im Radio zu den beliebtesten Heavy Rotation-Einträgen gehörte, war wohl eine Konzession an die zahlreich hinzugekommenen Anhänger. Ab dem Album „Kassengift“ fehlten die mutigen Texte, die zuweilen operettenhaften Abhandlungen über Identitätsfindung und sexueller Befreiung, mit denen Rosenstolz vor allem in der Schwulen- und Lesbenszene Anhänger gewinnen konnte. Nur selten noch gelangen ihnen weitestgehend unprogessive, aber hinreichend stimmungsvolle Balladen wie „Es könnt´ ein Anfang sein“: Der Song wird bis heute eher selten genannt, wenn es um die großen Rosenstolz-Blockbuster in deren Diskographie geht, beweist jedoch, dass AnNa´s Stimme für solch melodramatische Nummern durchaus ein Segen ist. Gerade sie rettet viele Stücke, die eigentlich in ermüdender Langeweile verpuffen würden, mit ihrem geschulten Gesang – wie es auch hier der Fall ist.

Fade Strophen- und Refrainlinie, einschläfernde Gitarrenphrase, ein trauriger Text über den fiktiven Ex-Partner, dessen Unfähigkeit, dem Leben positiv zu begegnen, die große Liebe nahm – das funktioniert vor allem, weil die Sängerin wahrlich kein Lied aufgibt, ohne jede Menge Hingabe zu investieren – sowie im Musikvideo, wo sie sich selbst gleich an mehrere Männer heranschmeißt. Für manche Fans der frühen Rosenstolz-Phase wären diese Bilder sicher ein Grund, mal wieder auf Tracks wie „Ich leg dich flach“ oder „Objekt der Begierde“ zurückzugreifen. Lange Zeit vor den riesigen Airplay-Hits…

Aktuell (2019): 2018 kam ein Best-of-Album heraus: „Lass es Liebe sein – die schönsten Lieder“. Mit einem baldigen Comeback ist zu rechnen.

Urteil: Unentschieden. Nennen wir es: Bewegende Eintönigkeit, die den Übergang der Band ins neue Mainstream-Zeitalter zementiert.

Bildquelle: Universal Music

Rosenstolz – Es könnt‘ ein Anfang sein
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