Datum | 2008 |
höchste Platzierung | 6 |
Album | Dreaming Out Loud |
Website | http://onerepublic.com/ |
MELODISCH-WOHLTEMPERIERTES FÜR DIE POST-TIMBALAND-KARRIERE
Fluch und Segen zugleich – so stellte sich für OneRepublic der geradezu astronomische Erfolg ihrer Timbaland-Kooperation „Apologize“ dar. Einerseits waren die Jungs um Ryan Tedder mit diesem Song im Schlaglicht des Musikbusinesses angekommen, andererseits erkannte nun wirklich niemand in ihnen jene Alternative-Band, als welche sie sich ursprünglich 2002 in Colorado gegründet hatten. Alternative konnte man also getrost aus dem Genrekatalog jener Gruppe streichen, übrig blieb – das offenbarte die zweite Single aus dem Debütalbum „Dreaming Out Loud“, „Stop And Stare“ – eigentlich nur der schwammige Begriff Pop. Aber wofür sollten sich die fünf Mitglieder rechtfertigen, ihr – nennen wir es mal gehässig – Gemütlichkeitsrock fand Anklang bei den Fans, und mit skandalfreien Konzertauftritten hatte man es schlicht leichter, vom Veranstalter erneut gebucht zu werden.
Hinter den glattgebügelten Produktionen stand mit Sänger Ryan Tedder jemand, der sich bereits als Produzent diverser Gesangskollegen hervorgetan und ein unbestrittenes Gefühl für melodisch-wohltemperierte Gassenhauer hatte. So dürfte vor allem Leona Lewis zahlreiche Dankesschreiben an den 29jährigen verschickt haben, schließlich gelang ihr mit „Bleeding Love“ 2008 der ultimative Chartsdurchbruch. Und auch Beyoncés „Halo“ entstand durch die Feder des OneRepublic-Frontmannes, so wie viele andere Produktionen bekannter Interpreten. Keine Frage, dass auch „Stop And Stare“ dazu gehörte.
Mit wohlgefälligen Rockklängen setzt sich der Song relativ schnell im Ohr fest; der Text vermittelt Aufbruchstimmung, beschreibt eine Person, ddie „alte Fesseln“ ablegen und zu neuen Ufern aufbrechen möchte. Belegt wird das hinreichend an diversen Textstellen wie dieser: „They’re tryin‘ to come back, all my senses push, until the weight bags, I never thought I could. Steady feet, don’t fail me now I’m gonna run till you can’t walk.“ Aber Zweifel bleiben trotzdem: „But something pulls my focus out and I’m standing down…“ Immerhin, Tedder versetzt die Poprockrezepturen mit genügend lyrischer Raffinesse und Interpretationsspielraum, der den Zuschauer auch im Musikvideo begegnet: Mit einer Mischung aus Roald Dahl und David Lynch werden mysteriöse Einzelfrequenzen aneinandergereiht, in denen Ryan mal in einer gefüllten Badewanne liegt oder an einem offenen Grab steht. Wer den Schluss betrachtet, könnte immerhin zu einem Lösungsansatz kommen.
Immerhin hat sich OneRepublic mit jenem zweiten Chartbreaker, der sich weltweit sehr ordentlich verkaufen konnte, aus der Timbalandschen 90er-Revival-Beliebigkeits-Falle herausretten können und sich jenem musikalischen Konzept gewidmet, das die Band am besten beherrschte: Pop. Oder Rock. Alternative Rock. Oder Indie Rock? Independent? Nix davon? Egal.
Aktuell: Ihr letztes Album „Oh My My“ verkaufte sich 2016 äußerst gut, die Single-Auskopplungen liefen allerdings sehr mäßig.
Urteil: Melodisches wie anständig durcharrangiertes Rockstück, das sowohl textlich als auch hinsichtlich der Instrumentierung eine solide Basis für die späteren Erfolge der Amerikaner legt.
Jan