Datum 1990
höchste Platzierung 4
Album Please Hammer Don´t Hurt’Em
Website http://mchammer.blogspot.de/

DER CHRISTLICHE RAP-HAMMER

Lieber geklaut als schlecht erfunden – mit diesem Motto wurde das Jahr 1990 zu einem megaerfolgreichen für M. C. Hammer. Das Album „Please Hammer, Don’t Hurt ‚Em“ entwickelte sich damals zum meistverkauften Rapalbum. Es enthält drei weltweite Top-10-Hits, allesamt Musterbeispiele für geschicktes Musikrecycling. „U Can’t Touch This“ basiert auf Samples aus „Super Freak“ von Rick James, „Have You Seen Her?“ ist eine Coverversion eines Klassikers der Chi-Lites aus den 70ern und „Pray“ bedient sich gleich bei zwei Songs: „When Doves Cry“ von Prince und „We Care A Lot“ der damals noch eher unbekannten Band Faith No More.

Zu diesen Beats predigt M. C. Hammer eine christliche Botschaft: „Wir müssen beten, um es heute zu schaffen, versprochen, wir beten“. Die Idee zu „Pray“ hatte der Mann, der eigentlich Stanley Burrell heißt, bereits vor seiner Solokarriere als Teil der Gospel-Rap-Gruppe The Holy Ghost Boys. Als überzeugter Christ nahm er sich vor, auf jedem Album mindestens einen Song aufzunehmen, mit dem er sich bei Gott bedankt. Mit diesem Saubermann-Image ließ sich viel Geld verdienen. Noch mehr Einnahmen als die Musik bescherten M. C. Hammer Merchandise-Artikel, die vor allem Kinder als Zielgruppe hatten. Die Kleinen konnten Anfang der 90er mit der M. C.-Hammer-Puppe spielen und dann im Fernsehen die pädagogisch wertvolle Zeichentrickserie „Hammerman“ gucken.

Dieser immense kommerzielle Erfolg rief viele Neider und Kritiker auf den Plan. Angriffsfläche boten Hammers Kleidungsstil (Pumphosen), die Tatsache, dass er sich seine Hits aus anderen Songs zusammenbastelt und die Art, wie er die Hiphop-Kultur aus den Ghettos zum Mainstream-Pop aufweichte. Tatsächlich ließ sich M. C. Hammer davon beirren: Ende 1991 strich er den „M. C.“, brachte als „Hammer“ das Album „Too Legit to Quit“ auf den Markt. Mit rauerem Sound, weniger buntem Outfit (auch das Kassengestell wich einer coolen Sonnenbrille) und teurer Produktion, musizierte Herr Burrell aber immer mehr am Plattenkäufer vorbei. Daran half auch das Wiederbeleben des „M. C.“-Kürzels nichts: Single für Single sank sein Stern in den Charts immer weiter nach unten. Ein echter Hammer war nicht mehr dabei. Schlagzeilen machte er in erster Linie nur noch durch finanzielle Schwierigkeiten: 1997 meldete er Privatinsolvenz an.

Aktuell (2019): M.C. Hammer macht nach wie vor Musik, ohne damit groß aufzufallen. Im Fernsehen taucht er in Reality Shows auf (u.a. gewährt er in „Hammertime“ Einblick in sein Familienleben) und sitzt hier und da mal in einer Jury. Die christliche Botschaft ist ihm nach wie vor ein großen Anliegen. Mittlerweile ist er ordinierter Priester.

Urteil: „Pray“ wurde im Gegensatz zu „U Can’t Touch this“ nicht zum zeitlosen Partyklassiker. Damals, 1990, war’s auf jeden Fall perfekt produzierte Popmusik.

Björn Strößner

M.C. Hammer – Pray
Markiert in:                             

2 Gedanken zu „M.C. Hammer – Pray

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert