DAS ANDALUSISCHE TANZPHÄNOMEN DER 90ER
Das Duo Los Del Rio gibt es bereits seit den 60er Jahren: In jenen Zeiten bildeten Antonio Romero und Rafael Ruiz ein Flamenco-Duo, das bald über dreißig Alben produzierte und sich so in seiner Heimat einen Namen machte.
Die Idee zum Song „Macarena“, der sich im Jahr 1996 wie ein Tsunami über sämtliche Radio-Playlists, Strandbar-DJ-Sets und Tanzstudios ausbreiten sollte, entstand während eines Auftritts in Venezuela. Dort entdeckten Romero und Ruiz eine junge Tänzerin namens Diana Patricia Cubillán Herrera, deren Auftritt sie so beeindruckte, dass sie spontan eine Strophe improvisierten, die später zur Grundlage von „Macarena“ wurde. Sie gaben der fiktiven Hauptfigur im Song jenen Namen „Macarena“ – abgeleitet von einer gleichnamigen Marienstatue in Sevilla.
Die ursprüngliche Version des Songs – eine Mischung aus Flamenco, Pop und Rumba – erschien 1993 auf dem Album A mi me gusta, wurde in Spanien und Lateinamerika jedoch zunächst nur ein regionaler Erfolg. Der weltweite Durchbruch kam dann 1996, als die US-Produzenten Bayside Boys einen Remix mit englischen Rap-Einlagen veröffentlichten. Dazu mischten sie ein paar schmissige Eurodance-kompatible Beats, und fertig war der Sommerhit aller Sommerhits.
Übrigens, wer vergessen haben sollte, wie dieser einst irrsinnig populäre Modetanz funktioniert hat, bekommt hier nochmal die einzelnen Tanzschritte zum Nachmachen:
Rechten Arm nach vorne strecken, dann den linken Arm, beide sollten dann parallel zum Boden sein. Dann die rechte Hand auf die linke Schulter und danach die linke Hand auf die rechte Schulter legen. Im nächsten Schritt… ach, schaut doch einfach selbst, wie es funktioniert:
„Macarena“ schaffte es im Sommer 1996 auf Platz 1 in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in den USA, in Großbritannien kamen die beiden Herren aus Dos Hermanas bei den weniger klimatisch verwöhnten Briten nicht an den offenbar deutlich spritzigeren Spice Girls vorbei.
Urteil: Eine am Rande des elektrodancigen Trashes gehaltenes Sangria-Gelage, ein in monotonem D-Dur verunfallter Sommerhit, ein völlig spannungsarmes Altherren-bedudeln-junges-Gemüse-Gedudel … Man kann es nennen, wie man mag, es bleibt am Ende ein unvergessener Eintrag in der Geschichte der Popkultur und ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Tapas-Abends bei Freunden. 7 von 10 Punkten
Jan