Datum 1985
höchste Platzierung 8
Album The History Mix Volume 1
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MULTIMEDIALER NEW-WAVE-TRIP

Die Technik schritt unaufhörlich voran, nichts schien die Prozesse aufzuhalten. Wie beispielsweise im Jahr 1985: 2,5 Millionen Taschencomputer wurden in jenem Jahr weltweit verkauft. Diese kleinen BASIC-programmierbaren KleingerĂ€te, u.a. von Casio und Toshiba, waren inzwischen der absolute Hit, Rechner und rudimentĂ€re Schreibmöglichkeiten inklusive. Dazu wurden nun die Autos mit Bordcomputern ausgestattet, Angaben wie Kraftstoffverbrauch und Durchschnittsgeschwindigkeit ließen sich plötzlich auf einem Blick ablesen. Die digitale Revolution hatte Einzug in den deutschen Alltag gehalten.

Aber auch in Großbritannien waren zwei ehemalige Kunsthochschul-Kommilitonen nicht untĂ€tig gewesen. Kevin Godley und Lol Creme hatten nicht nur die Zeit an der Uni gemeinsam verbracht, sondern sie spielten auch lange Zeit in denselben Bands: Erst waren sie ab 1972 Teil der Band Hotlegs („Neanderthal Man“), 1973 wechselten sie dann zu 10cc („I’m Not In Love“) und wiederum drei Jahre spĂ€ter starteten sie ihre Karriere als Duett Godley & Creme. Ihre musikalischen AnfĂ€nge waren wild, Songs wie „Consequences“ (1977) und „Sandwiches Of You“ (1978) unterstrichen die Experimentierlust der beiden Briten, die Grenzen des Progressive Rocks neu auszutesten. Mit der New Wave-Ballade „Cry“ (1985) gelang ihnen nach neun Jahren auf den heimischen BĂŒhnen erstmals ein Welterfolg. Es war der einzige, der dazu auch der PopularitĂ€t des Musiksenders MTV zu verdanken gewesen sein dĂŒrfte, denn eben das Musikvideo zum StĂŒck sorgte fĂŒr Aufsehen: Hier wurden zahlreiche Köpfe von Menschen aneinandergereiht, die zum Liedtext die Lippen bewegten – und zwar alles per Überblendung („Dissolve“). Im Vorfeld war, wie Godley spĂ€ter zugab, ein anderes Video geplant, nĂ€mlich eines mit zwei britischen Eisskatern, die eine spezielle Choreographie fĂŒr das Video einĂŒben sollten. Da jedoch die Zusammenarbeit Ă€ußerst unzufriedenstellend verlief, griff man auf „Plan B“ zurĂŒck – „Damn! Bunch of boring faces instead.“ So Godley ganz lakonisch zum spĂ€teren Bewegtbild-Werk. (Quelle: somethingelsereviews.com)

Nicht nur dank des schließlich doch erfolgreichen wie aufsehenerregenden Clips wurde es ein bemerkenswerter Song, der eine fast erschĂŒtternde Dramatik in seinem sonst recht konventionellen 80er-Synthi-Gewand transportiert. DafĂŒr braucht es auch nur kurze und recht eindeutige Textphrasen, die dem ziemlich dĂŒsteren Grundton des Elektropop-Titels eine zusĂ€tzliche Schwere verleihen: „You don’t know how to play the game. And you cheat, you lie. You don’t even know how to say goodbye. You make me want to cry, you don’t know…“ Dazu kommt mit den abschließenden, in immer höhere Tonhöhen eskalierenden Gesangs- bis Schreisequenzen eines der irritierendsten Liedfinals in jenem Jahrzehnt.

Godley & Creme schafften mit „Cry“ vorwiegend in Deutschland einen herausragenden Chartserfolg (Platz 8), wĂ€hrend sich Großbritannien nach ihren Singlehits „Under Your Thumb“ und „Wedding Bells“ (beide 1981) im Hinblick auf die Verkaufszahlen eher dezent zurĂŒckhielt und dies auch fortan beibehalten sollte.

Aktuell: Der ĂŒber 70jĂ€hrige Kevin Godley taucht gelegentlich in Interviews auf, Lol Creme hatte lange bei „The Art Of Noise“ mitgemischt.

Urteil: Stimmungsvolles, intensives StĂŒck, das mit dunklen Gitarren und einer wirkungsvoll eingesetzten Leadstimme Godleys jeden Liebeskummer noch unertrĂ€glicher macht.

Jan

Godley & Creme – Cry
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2 Gedanken zu „Godley & Creme – Cry

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