Datum | 1969 |
höchste Platzierung | 1 |
Album | From Elvis in Memphis |
Website | http://www.elvis.com/ |
EIN MEISTERHAFTES COMEBACK
Das hĂ€tte man dem Altmeister aus Mississippi nicht unbedingt zugetraut: Am 3. Dezember 1968 trat Elvis, erstmals nach ĂŒber 8 Jahren, wieder in einer Fernsehsendung auf. Das TV-Special „ELVIS“ auf NBC sorgte bei Millionen von Amerikanern, die zu jenem Zeitpunkt einschalteten, fĂŒr verdutzte Gesichter – er kann es also doch noch. Und er offenbarte seine Entertainer-QualitĂ€ten wie in guten alten Tagen. Aber die RockÂŽnÂŽRoll-HĂŒftschwung-Pirouetten sind nun unĂŒberhörbaren GospelklĂ€ngen gewichen, bereits die Veröffentlichungen „If I Can Dream“ und „Memories“ aus dem Jahr 1968 waren gefĂŒhlvolle Balladen, die einen tiefgrĂŒndigeren und deutlich erwachseneren Elvis vermuten lieĂen und zudem mit einem leichten Country-Einschlag versehen waren. Wenig verwunderlich, zumal Mac Davis, ein junger aufstrebender Singer-Songwriter mit texanischen Wurzeln, in diesem Genre absolut beheimatet war. „A Little Less Conversation“, Anfang der 2000er in einer clubtauglichen Fassung wieder aufgewĂ€rmt, ging bereits auf sein Konto, das bereits erwĂ€hnte „Memories“ ebenfalls, nun aber ging er in die Vollen: Nach den zumeist eher seichteren Lyrics zuvor und im Bewusstsein, dass Elvis im Rahmen seiner Comeback-Show auch eine starke, progressive Nummer fĂŒr seine RĂŒckkehr ins Show-Business mit anschlieĂendem Konzertmarathon benötigte, schneiderte Davis dem Mitte 30jĂ€hrigen eine sozialkritische Ballade auf den Leib.
„Well the world turns. And a hungry little boy with a runny nose, plays in the street as the cold wind blows, in the ghetto.“ Eines Tages wird in Chicago ein Baby geboren, die Mutter ist vollkommen verzweifelt, „cause if there’s one thing that she don’t need, it’s another hungry mouth to feed.“ Sein weiterer Werdegang ist absehbar, er wird zu einem zornigen jungen Mann, der nachts durch die StraĂen zieht, Autos stiehlt, gegen andere zornige junge MĂ€nner kĂ€mpft, das Ghettoleben lebt. Und eines Tages wird er mit einem Gewehr in der Hand auf dem Boden liegen, wĂ€hrend sich um ihn herum die Menschenmenge scharrt. Er stirbt, jedoch: „Another little baby child is born, in the ghetto. And his mama cries.“
Mehr lyrische Ernsthaftigkeit ist kaum möglich, eingebettet in trĂŒb begleitende Streicher, dramatische BackgroundchorĂ€le, das sonore Akustikgitarrenthema. „In The Ghetto“ ist nicht nur die musikalische Wiederauferstehung des Kings, es ist ein bemerkenswertes Statement, ein authentisch vorgetragener Appell an den Hörer, sich mit Armut, sozialen MissstĂ€nden und gesellschaftlich tief verwurzelter Ungerechtigkeit auseinanderzusetzen. Wie gesagt: Das hĂ€tte man dem groĂen Elvis anno 1969 garantiert nicht zugetraut.
Aktuell: Vielfach kopiert, zuweilen sogar recht originell wie von den Ghetto People, bleibt das Original jedoch bis heute unerreicht.
Urteil: Eine Ballade, die auch nach mehrfachem Hören immer noch unter die Haut geht, geradezu fantastisch, bewegend, zeitlos. Elvis noch einmal in absoluter Höchstform und nahezu unerreicht.
Jan
Das bewundere ich so an eurer Seite – euren breiten Musikgeschmack, das ihr bewerten könnt, was immer in den Charts war, eurem Credo folgend, ich könnte nur Musik einschĂ€tzen, die ich persönlich schĂ€tze…..und 1969 war definitiv noch nicht meine Zeit.
Naja, 1969 auch noch nicht unsere;-) Aber wir versuchen einfach, egal ob uns vorher bekannt oder nicht, die Songs nach heutigem „Hörempfinden“ zu beurteilen. Das muss nicht zwangslĂ€ufig unser Geschmack sein. Aber bei Elvis gibtÂŽs ja fast keine zweite Meinung;-)
Ich muss ja gestehen, dass ich immer die Version von Nick Cave prÀferiert habe.
Auch schön, aber gesanglich, wohl typisch Cave, etwas speziell;-)