DAS KLINGELTON-UNGEZIEFER
Datum | 2005 |
Platzierung | 3 |
Album | Crazy Hits |
Website | – |
Erik Wernquist gehört zu den etablierten Kunstschaffenden in Schweden. Seine Filmographie listet eine beeindruckende Reihe von TV-Produktionen auf. Aber bevor sich der Schwede im Jahr 2007 mit hochwertigen skandinavischen Serien einen Namen machte, schuf er etwas Schreckliches, etwas, was noch nachfolgende Generationen an den Untergang des kulturellen Abendlandes glauben ließ: einen Frosch. Er schuf einen animierten Frosch, mit einem weißen Motorhelm, einer Lederjacke und einer Windschutzbrille.
irgendwann Mitte der 00-er Jahre entdeckte das Berliner Unternehmen Jesta Digital – in Deutschland vor allem unter dem Markennamen Jamba bekannt – diese Figur und befüllte damit sein Sortiment an Werbefiguren für sein umfangreiches Klingeltonsportiment. Es gab Hasen, Weihnachtstassen, Küken – und nun halt auch den unsäglichen Crazy Frog, den schwedischen Frosch.
Jamba gibt es heute noch, immer noch werden 4,99 Euro-Abos für sinnfreie Klingeltöne angeboten. Doch nur in der kurzen, aber heftigen Hochzeit des einst bis zu fast 300 Millionen Dollar teuren Unternehmens Jamba erreichte der Handyterror auch die willfährige Musikindustrie, die sich als praktischer Vermarktungsdienstleiter anbot. „Axel F“, im Original von Harold Faltermeyer für den Film „Beverly Hills Cop“ produziert, ist in jener Electro-Disco-Trash-Version von 2005 nicht weniger mies als das Browserspiel-Angebot von Jamba („Emily’s Fashion“, „Mini Putt Edelsteingarten“), eine abgrundtief schlechte Geschmacksverirrung, so grässlich, dass man dieser Figur nicht mal einen Kultcharakter anheften kann.
Vielleicht reicht aber auch als abschließende Kritik ein recht gut gealterter Amazon-Kommentar eines (unfreiwilligen?) Käufers dieser musikalischen Totgeburt? „Es ist so, als ob uns Gott für die ganzen Kriege und das ganze Unrecht auf der Erde bestraft. So wird es sein und so ist der Crazy Frog, wie Jesus ein Botschafter Gottes, der uns zeigen soll, was Leid wirklich ist.“
Übrigens: Auf der Website von Erik Wernquist ist von jener frühen Schaffensperiode und dem erwähnten Landwirbeltier nichts zu finden.
Aktuell: Irgendwann im April 2020 tauchte das Unwesen auf Twitter aus der Versenkung auf und drohte eine Art Comeback-Versuch. Noch aber ist nichts weiter zu uns durchgedrungen.
Urteil: So lieblos, so scheußlich diese Version auch ist: Kein Song, der die geniale Melodie von „Axel F“ verwendet, darf ohne jeglichen Punkt dastehen. Auch wenn es in diesem Fall viel Überwindung kostet.