Datum | 1963 |
höchste Platzierung | 4 |
Album | – |
Website | – |
FLOCKIG-LEICHT GEDUDELT
Kaum eine Romanvorlage wurde in der Filmgeschichte, zumindest gefühlt, derart häufig aufgegriffen wie jene von Alexandre Dumas, dessen Trilogie über „Die drei Musketiere“ erstmals 1844 in der französischen Tageszeitung „Le Siècle“ erschienen ist. Zahlreiche Regisseure wurden von den Abenteuern des jungen Gascogner d´Artagnan und seine drei Freunde Athos, Porthos und Aramis inspiriert, angefangen vom ersten französischen Stummfilm 1921 über eine amerikanische Version mit Gene Kelly aus dem Jahr 1948 bis zum nächsten, eher gewöhnlichen Ableger mit Charlie Cheen und Kiefer Sutherland 1993. Im Jahr 2011 schaffte es der Roman schließlich auch in die 3D-Kinos – vor bayerischer Kulisse mühten sich unter anderem Logan Lerman, Milla Jovovich und Olando Bloom, dem kostümüberladenen Mantel-und-Degen-Konzept noch irgendwas Neues abzugewinnen.
In der Musik hingegen sucht man weitestgehend vergeblich nach einer Abhandlung des „Musketier“-Themas, mit einer Ausnahme: Der Hamburger Komponist Christian Bruhn sowie der Münchener Georg Buscher, seines Zeichens Schlagertexter und kongenialer Partner von Bruhn in den 50er und 60er Jahren, erkannten in dem Dumas-Stoff das Potenzial für einen großen Hit. Das Lied durfte 1963 schließlich von Conny Froboess interpretiert werden. Die Berlinerin war inzwischen seit nunmehr knapp vier Jahren auf den bundesdeutschen Schlagerbühnen unterwegs und gehörte aufgrund ihrer Vermarktung als hinreißendes wie keckes Teenieidol zu den beliebtesten Showgrößen Anfang der 60er Jahre. Als „Berliner Göre“ Conny trat sie in unzähligen Filmen auf, allein 1963 war sie in Filmen wie „Der Musterknabe“, „Sophienlund“ und „Ist Geraldine eine Engel?“ zu sehen. Es war außerdem dasselbe Jahr, in dem sie nach vier Jahren ihre zeitgleich absolvierte Schauspielausbildung bei Marlise Ludwig in Berlin beendet und in Salzburg ihr erstes Theaterengagement begonnen hatte.
Froboess arbeitete fieberhaft an einer ernsthaften Schauspielerlaufbahn, blieb jedoch weiterhin dem deutschen Schlager treu, wenngleich sie sich inzwischen deutlich erwachsener und reifer präsentierte. Und so gelang ihr nach einer kurzen Durststrecke, dank des genrebewährten Duos Bruhn und Buscher, mit „Drei Musketiere“ Ende 1963 wieder mal ein Hitparadenerfolg. „Wer bricht die Herzen der Mädchen im Nu? Wer bricht die Treue und lacht noch dazu? Das sind die drei mit dem stahlblauen Blick, ihre Degen, die machen Musik.“ Umspült wird diese Dichtkunst im Paarreim von flotten Westerntakten, konzeptionell nicht weit entfernt von ihren vorherigen Gassenhauern wie „Zwei kleine Italiener“ oder „Skip-Du-Bi-Du“. Im Text werden die drei Musketiere zwar rücksichtslos zu einer Horde spaßtrunkener Umhertreiber auf Sätteln, die mit „rauer Schale und weichem Herz“ ausgestattet durch die Weltgeschichte ziehen, aber – Schlager darf so etwas.
Vielleicht hätte Dumas ja Froeboess´ flockig-leichte Dudelvariante gefallen – das richtige Alter hatte die Berlinerin jedenfalls schon mal für die Würdigung des französischen Schriftstellers: Als Dumas seine große Liebe Marie-Louise Elisabeth kennenlernte, war diese ebenfalls 20 Jahre alt.
Aktuell: Gelegentliche Fernseh- und Theaterauftritte gibt es noch immer von der über 70-Jährigen, die der Musikkarriere schon Mitte der 60er Jahre abgeschworen hatte.
Urteil: Wenngleich nichts Originelles, bietet das Lied zumindest mal etwas anderes als durchgekochte Liebesrezitationen im Bigband-Gewand: mit gefälligem Text und schmissigem Rhythmus ist durchaus für Stimmung und Abwechslung gesorgt.
Jan