Datum | 1963 |
höchste Platzierung | 2 |
Album | – |
Website | http://www.conniefrancis.com/ |
FLUFFIGE LARMOYANZ AUF DEUTSCH
„Wenn du gehst, wenn du gehst, bleibt mein Herz allein, weil es nie mehr ein Glück für mich gibt…“ Niedlich, oder? 1963 gelang der Schlagersängerin Connie Francis mal wieder ein Hit in Deutschland: Mit „Wenn du gehst“ stürmte sie auf Platz 2. Es gab in den 60er Jahren wohl kaum einen größeren Schlager-Star als sie, die US-Amerikanerin mit italienischen Wurzeln, die Lieder in sage und schreibe 15 Sprachen(!) herausbrachte und einen Veröffentlichungswahn an den Tag legte, wie es selbst Dieter Bohlen ein paar Generationen später nicht hinbekommen hätte. Allein die Diskographie für das Jahr 1963 weist eine unübersichtliche Zahl von Plattenproduktionen auf, mit der Connie ihre Fans beglückte: Sechs Alben in den USA, vier in Deutschland, dazu zahlreiche Single-Veröffentlichungen – ihr beschwerlicher Weg an die Spitze hatte sich endlich ausgezahlt.
„Wenn du gehst“ ist typischer Connie-Stoff: Ein fluffiger Schunkelrhythmus, ein paar quietschende Streicher, ein simpler Text. Mit unüberhörbarem Akzent und großer stimmlicher Weltschmerzgeste heult sie sich durch dieses Pathosschnittchen, und fordert dabei mit bewegenden Worten: „Bleib bei mir und sei mein, laß mich nie, nie nie mehr nie allein.“ Man muss diese Bettellyrik für Verliebte und Verwaiste nicht unbedingt wertschätzen – doch wer nur einmal der 25jährigen Ausnahmekünstlerin mit dem bildhübschen Gesicht, den dunkel stechenden Augen und der schwarzen Bobfrisur verfallen ist, investiert wohl kaum Zeit in eine tiefergehende Analyse ihrer wenig ausgefallenen Schlager-Publikationen. Vielleicht ist es eben auch diese gewisse Authenzität, mit der sie noch jedes schwächere Lied aus ihrem Oeuvre zu einem gewissen Glanz verhelfen konnte.
Wer sich intensiver mit Connies Leben – oder vielmehr deren astrologische Voraussetzungen – beschäftigen möchte, sollte auch mal einen Blick auf die Schweizer Website astroschmid.ch werfen. Hier kann man sich über den genauen Sonnen- und Sternenstand zum Zeitpunkt des Geburtstages der Sängerin informieren: Die Sonne lag am 12. Dezember 1937 bei 20°04, der Mond bei 8°12 und Merkur bei 10°38. Sternzeichen: Schütze. Dabei muss es wohl nicht nur um ihren Aszendenten ziemlich schlecht bestellt gewesen sein, wenn man sich die Kurzbiografie genauer betrachtet: „Amerikanische Pop- und Schlagersängerin der 50er und 60er Jahre. Wurde 1974 vergewaltigt. Seit 1987 manisch-depressiv. Sang in Englisch und Deutsch. Autobiographie: Who´s Sorry Now?“ Wie nett. Dennoch sollte man bei einigen der angegebenen Fakten durchaus Zweifel an den Tag legen: Connie Francis wurde nicht 1937, sondern 1938 geboren…“
Aktuell: Mit einer wöchentlichen Radiosendung sowie gelegentlichen Interviews macht die große Dame des Schlagers noch immer von sich reden. Sie ist übrigens längst über 80.
Urteil: Ein pures Connie-Stückchen, das sich an seiner eigenen Sentimentalität ergötzt und wirkungsvoll die Larmoyanz der Künstlerin in solide Schlagertakte umzusetzen weiß.
Jan
Meine Musikanlage mit Plattenspieler werde ich nie aufgeben.
Geht mir genauso!:-)