MIT WODKASHOT AUF DIE TANZFLÄCHE
Das erste, was mir zu diesem Song einfällt, ist die Bassline. Ich liebe es einfach, wie sich der Bass im Chorus durch die Tonleiter schlängelt.
Aber fangen wir von vorne an. Rasputin ist der zweite Track des Albums „Nightflight to Venus“. Der Song reiht sich nahtlos in die Schlange erfolgreicher Titel wie „Daddy Cool“, „Ma Baker“ oder „Sunny“ ein. Boney M. dürfte jedem ein Begriff sein. Für diejenigen, die gerade Neuland betreten, sei nochmal schnell erwähnt, dass Boney M. eine sehr, sehr, sehr erfolgreiche Diskoformation aus den 1975er Jahren ist. Der Produzent Frank Farian gründete die Band im Schnellverfahren, nachdem er den ersten Song schon fertig hatte. Berüchtigt ist die Band dafür, dass die Bandmitglieder nicht tatsächlich die singenden Personen sind. Aber da die Band durch ein Casting in aller Eile formiert wurde, wundert das auch keinen.
Boney M. war so erfolgreich, dass sogar Königin Elisabeth II. die Band im Jahre 1978 als erfolgreichste Popgruppe in England empfing. Aber damit nicht genug. Es war Boney M. sogar gestattet, als einzige westliche Band in der Sowjetunion zu spielen. Zehn Konzerte wurden von der Parteiführung gestattet. Dabei entstand sogar ein Musikvideo auf dem Roten Platz!
Doch die Sache hatte einen Haken. Die Bedingung war, dass ein bestimmter Song aus historischen Gründen auf gar keinen Fall gespielt werden durfte: Rasputin!
Kommen wir zum Song selbst. Die Produktion ist ja mal wirklich einwandfrei. Frank Farian weiß echt, was er tut. Alle Instrumente sind glasklar aufgenommen und das Klangbild ist sauber aufgeteilt. Er geizt nicht mit den Spuren und wir finden alles, was man in einem Diskoklassiker hören will: Das Schlagzeug pulsiert im Diskorhythmus, der Bass ist glockenklar und tänzelt durch die Tonleiter, unverzerrte Rhythmusgitarren und natürlich Streicher, die unmissverständlich den Ton angeben.
Der Song beginnt mit den Drums, die impulsiv das Eis brechen. Danach setzt die Gitarre ein, die das Leitthema des Intros vorgibt. Darauf eine zweite Gitarre und der brav begleitende Bass. Nun hören wir einen Chor, der uns ein animierendes “Hey, hey” entgegen schreit. Dann setzt der Bass zu einem schönen Riff an, welches uns zum wirklichen Songbeginn führt.
Der ganze Song ist wundervoll durchchoreographiert, besteht aus mehreren, unabhängigen Abschnitten, die flüssig ineinander übergehen.
Der Höhepunkt ist aber – und so muss es ja auch sein – der Refrain. Spätestens hier hat wirklich jeder einen Wodkashot in der Hand und ist auf dem Weg zur Tanzfläche. Und hier schließt sich der Kreis, denn hier hören wir das Beste am ganzen Song: den Bass.
Urteil: Ein typischer Boney M.-Song, der zum Feiern animiert! 9 von 10 Punkten
Ingo