Alicia Keys – Girl On Fire

Album:
Girl On Fire
Höchste Platzierung: 
4
Erscheinungsjahr:
 2012
Albumcover:
Musikvideo:

GLATTGEBÜGELTER ALLERWELTSPOP

Es gibt auf dem riesigen Markt der Popprinzessinnen inzwischen keine Nische, die nicht schon restlos bedient worden wäre: Da wären auf der einen Seite die schillernde Lifestyle-Nomadin Lady Gaga, die genre-polygame Fließbandarbeiterin Rihanna und das ewige Berufsluder Britney Spears – auf der anderen jedoch die zahllosen Perfektionistinnen, die unermüdlichen Bühnenkämpferinnen, jene Sängerinnen, die unter allen Umständen ihren Platz auf den Toplisten der großen zeitgenössischen Legenden suchen. Genau hier hätten wir anno 2001 die süße unbedarfte 20jährige New Yorkerin Alicia Joseph Augello-Cook sicher nicht vermutet: Da schauten uns diese hinreißenden Rehäuglein so unvergleichlich in die Seele, da verdammte uns diese Persönlichkeit mit den geflochtenen Locken und den riesigen verführerischen Ohrringen zu faszinierten Konsumenten einer Stimme, die zu jener Zeit Anfang der 2000er die Poparenen dieser Welt noch nicht gehört haben. „Fallin´“ warf ihr sämtliche Kritiker zu Füßen, ihr Debütalbum „Songs In A Minor“ wurde zum Aufbruch in ein neues Zeitalter des modernen Souls gewertet.

Nun, das war gestern – und das war eben auf der Seite jener Künstler beheimatet, die sich ihr Profil auf Grundlage eines herausragenden Talents verliehen haben. Doch inzwischen hat Keys die 30 Jahre hinter sich gelassen, scharwenzelt musikalisch irgendwo zwischen Beyoncé, Nelly Furtado und Kelly Clarkson herum und verwechselt glattgebügelten Allerweltspop mit Reifeprozess und neuer Divenhaftigkeit. Das ist echt schade, denn ihr Talent ist unbeschreiblich: Die Auftritte der jungen kokett auftretenden Keys am Klavier wirkten im Vergleich zur dekolletierten Primadonna im Video zu „Girl On Fire“ wie die ultimative Verführung, gesanglich und persönlich.

Mit dem 2012er Werk hat sie jedoch ihr höchsteigenes Terrain verlassen und konkurriert mit der weiblichen Popelite um den Preis der goldenen Stimmgabel: Es stampft der Rhythmus, es dröhnt die Sängerin dagegen an, und es bleibt doch einfach nur ein mäßiges Produkt, das dem Konsumenten nichts Imponierendes bieten kann. Bei „When It´s All Over“ oder „Limitedless“ aus ihrem Album „Girl On Fire“ haftet zumindest den Soundbetts etwas Originelles an, der Titeltrack jedoch ist eben genau dort verortet, wo die Beyoncé´s dieser Welt bereits seit Jahren unterwegs sind: Dort, wo Perfektionismus und Langeweile sich die Hand reichen und allenfalls Boulevardmagazine noch etwas zu berichten haben.

Wo bleibt also jenes Feuer, das die mehrfache Grammy-Gewinnerin einst so begeisternd versprühte und heute nur noch theoretisch besingt: „Oh, she got both feet on the ground, and she´s burning it down…“?

Urteil: Mag sie noch so viele Grammys für ihre Alben einheimsen, die Alicia Keys der 2010er Jahre sollte sich besser wieder auf ihre Ursprünge besinnen und der sonst so markigen Soulstimme auf dezentem Klavierhintergrund neuen Raum verschaffen. 5 von 10 Punkten.

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