Datum 1990
höchste Platzierung 3
Album Step Moves
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SYNTHETISCHES DANCE-ALLERLEI

Was kommt raus, wenn man die sterblichen Überreste des Milli Vanilli-Discopops mit den ersten Wehen des Snap!-Eurodances vermischt? Richtig: Twenty 4 Seven, eine niederlĂ€ndische Dance-Formation, die mit zu den Vorreitern des in den 90ern altbewĂ€hrten Rapper-/SĂ€ngerinnen-Konzeptes gehörte. Es ging erstaunlich schnell: Ihre DebĂŒtsingle in der Version mit Rapper MC Fixx It floppte noch, doch in der Neuauflage mit Tony Dawson-Harrison alias Captain Hollywood schoss die Nummer kompromisslos in die höheren Regionen der deutschen, schweizerischen und natĂŒrlich niederlĂ€ndischen Charts. „One two three four – hit it!“ heißt es gleich zu Beginn, und der Beat trabt los. Acid House meets Dancefloor, schlicht wie effektiv.

Das bedeutet soviel, dass eine Songanalyse sich hier ziemlich schwertut: Der Rap eines Anfang der 80er in Deutschland stationierten U.S.-Army-Captains, welcher uns ein bisschen vom coolen stolzen Schwarzen erzĂ€hlt, der gern und viel Party macht und inzwischen laut eigener Aussage die ganze „nation rockt“, und die kĂŒhle Blonde mit der mechanisch seelenlosen Refrainstimme und der ewig gleichen Textzeile zwecks Mitsingen auf der Karaoke-Stufe „Amateure“: „I canÂŽt stand it no more no no no no, I canÂŽt stand it no more no no no no…“.

Auch die Nachfolgesingle „Are You Dreaming“ greift diese Erfolgskomponenten im Wesentlichen wieder auf („oh oh oh oh, are you dreaming. Keep on dreaming…“) und belĂ€sst es bei diesem Eindruck synthetischen Dance-Allerleis, ohne an die Raffinesse der Frankfurter Hit-Schmiede um das Snap-Projekt heranzukommen. Dabei bot das weitestgehend von der Öffentlichkeit ignorierte Album „Step Moves“ sogar einige hoffnungsvolle AnsĂ€tze, dieser Dauerschleife von mĂ€nnlichem schwarzen Rap und weiblichen weißen Gesang ein wenig mehr Substanz abzugewinnen, etwa wenn in „Living In The Jungle“ afrikanische Trommeln den Rhythmus vorgeben oder ein Hauch souliger Gelassenheit den typisch-sphĂ€rigen 90er-Keyboard-Sound in „In Your Eyes“ umspĂŒlt. Zweifellos war all dies aber vor allem um ein Vielfaches ertrĂ€glicher als der grob fahrlĂ€ssige Schrott, mit dem Twenty 4 Seven in ihrer zweiten Phase (also nach dem Ausstieg Captain Hollywoods) auf fieseste Art den letzten Zug in Richtung Kirmes-Techno nehmen wollten (man höre nur einmal „Is It Love“ und wende sich mit Grausen ab).

In diesem Zug fuhr die erwĂ€hnte kĂŒhle Blonde zwar noch mit, aber stand diese, Nancy Coole mit Namen, zu diesem Zeitpunkt bereits vor dem Ausstieg, um sich einer soliden TV-Karriere hinzugeben. Sie moderierte vornehmlich Game-, Einrichtungs- und Castingshows im niederlĂ€ndischen Fernsehen, verfolgte parallel weiter ihre Solokarriere und brachte Songs heraus, die ĂŒber die Grenzen des Tulpenlandes nicht mehr hinausreichten, in deren Videos sie jedoch immerhin nicht, wie anno 1990, vor den allzu beliebten Blue Screen-WĂ€nden herumtanzen musste, auf denen man alberne Text- und Grafiksequenzen abnudelte.

Twenty 4 Seven gibt es heute noch, aber eine RĂŒckkehr der charmanten Showmoderatorin zu ihrer alten Kombo? Ihr Statement, Frau Coole? „I canÂŽt stand it no more no no no no…“.

Aktuell (2019): Offiziell existiert die Dancefloor-Gruppe tatsĂ€chlich noch, offiziell mit den Beteiligten Stay-C und Elle und offiziell lautete ihre letzte Single total originell „Slave To The Music – Reloaded“ (2010). Inoffiziell jedoch dĂŒrfte es kaum mehr jemanden ernsthaft interessieren.

Urteil: Der Track zĂŒndet nicht mehr so wirklich, zu abgedroschen die nichtssagenden Rapparts, zu bescheiden der Dancefloor-Faktor, vielleicht auch einfach zu festgefahren in dem heute kaum mitreißenden Acid-House-Charakter. Aber die Melodie prĂ€gt sich natĂŒrlich fest.

Jan

Twenty 4 Seven – I Can’t Stand It!
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