Edith Piaf – Milord

Album:
-
Höchste Platzierung: 
1
Erscheinungsjahr:
 1958
Albumcover:
Musikvideo:

EIN CHANSON FÜR DIE EWIGKEIT

Es gibt kaum jemanden, der den französischen Chanson so geprägt hatte, wie Georges Moustaki. Seine unbändige Kreativität fand sich in etwa 300 Liedern wieder, die er für die größten Interpreten geschrieben hatte: Juliette Gréco, Yves Montand, Dalida – und natürlich Edith Piaf. Im Juli 1958 plante Piaf ihre Rückkehr auf die großen Konzertbühnen, wenige Monate nach einem Bühnenunfall in Stockholm. Moustaki sollte sie nun fortan unterstützen, für einige Zeit verband die beiden eine Liebesaffäre.

In einem Interview zum Piaf-Film „La Vie en Rose“ schilderte der Komponist, wie ein angefangener Textentwurf neben der Schreibmaschine lag, die Piaf ihm geschenkt hatte. Er vollendete das Lied – Piaf wartete hinter der Tür, bis die letzten Zeilen standen – und Marguerite Monnot sollte anschließend die Musik komponieren. Piaf stellte Moustaki daraufhin demonstrativ der Presse als Autor von „Milord“ vor. Obwohl Piaf zeitweise sogar haderte, den Titel aufzunehmen, setzte ihr Impresario Loulou Barrier die Aufnahme schließlich durch.

Die Studioaufnahme fand am 8. Mai 1959 in den Capitol Studios in New York statt. Noch im selben Jahr erschien „Milord“ auf Single. Der Song, der im Wesentlichen von der Begegnung einer Prostituierten mit einem britischen Geschäftsreisenden handelte, wurde ein riesiger Erfolg: in Deutschland und Schweden gelang der Sprung auf Platz 1, in den meisten anderen Ländern zumindest in die Top 100. In den USA ging es allerdings nicht über Platz 88 hinaus.

Doch erstaunlicher waren die zahlreichen Coverversionen, die ebenfalls die Hitparaden kapern konnten. So gab es erfolgreiche Veröffentlichungen von Dalida, Corry Brokken, Milva, Lale Andersen und Mireille Mathieu. Ebenso konnte sich der Partyschlagerinterpret Markus Becker mit einer überaus eigenwilligen „Milord“-Variante („Das rote Pferd“) in die Liste der Nachahmer einreihen. Über 100 Coverversionen in diversen Sprachen existieren bis heute.

Für Georges Moustaki bedeutete „Milord“ der endgültige Durchbruch als Liedermacher. Am 23. Mai 2013 starb der Mann mit der vibrierenden Baritonstimme, dem charakteristischen Vollbart und dem einzigartigen Talent für zeitlose Melodien im Alter von 79 Jahren – fast genau über 50 Jahre, nachdem die größte Chansonsängerin aus dem Leben schied.

Aktuell: Edith Piaf starb 1963 in Plascassier.

Urteil: Die kompositorische Schlichtheit, die man Moustaki oftmals vorgeworfen hatte, ist auch in „Milord“ nicht zu überhören. Aber das Lied strahlt dank der unnachahmlichen Stimmfarbe Piafs und der fast popartigen Eloquenz weit über die einfache Melodiösität hinaus – und ist deshalb bis heute beliebt.

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