Datum | 1958 |
höchste Platzierung | 6 |
Album | – |
Website | – |
KASERNENARTIGER HEIMATSCHLAGER
„Liebe Heimat, Du bist so wunderschön. Liebe Heimat, Dich möcht‘ ich wiederseh’n. Einmal nur, nur einmal wieder möcht‘ ich gern zu Hause sein.“ So erklingt es knisternd und leiernd von der alten Vinyl-Single-Schallplatte, Seite 1. Auf der Seite 2 heißt es u.a.: „Kamerad, wo bist du? Kamerad, wo bleibst du? Einmal kommt bestimmt der Tag, wo ich wieder zu dir sag, bist mein guter Kamerad.“ Nun, man muss schon etwas schlucken, um nicht in Versuchung zu geraten, hinter den Teddies glühende Anhänger teutonischer Marschlyrik zu vermuten, wenngleich: Es klingt halt doch etwas danach. „Endlos sind die Straßen“ ist stringent vorwärtstrampelnde Volks-/Schlagermusik mit romantisierter Heimattreue, die von einem zünftigen Vokaltrio dargebracht wird und eher etwas für konservative Grobmotoriker deutschen Liedguts gewesen sein dürfte. Stellt sich jedoch zugleich die Frage: Wer waren denn die Teddies?
Informationen über diese Gruppe zu finden, ist in etwa so schwierig wie einen Schallplattenhändler von iTunes zu begeistern, fest steht: Mitglied Nr. 1 hieß Werner Cyprys, war u.a. zur gleichen Zeit, 1957, Mitglied der Kapelle Friedel Hensch & die Cyprys („Solang die Sterne glühen“) und mit deren Namengeberin Friedel bis zu ihrem Tod 1990 verheiratet. Bereits 1949 gelang ihm mit „Mein Kaugummi“ ein zarter Erfolg, dem in den folgenden Jahren (auch unter seinem Pseudonym Jack Terry) zahlreiche weitere folgen sollten. Mehr als 400 Lieder gehen auf sein Konto, 1972 gab die Gruppe um Friedel Hensch und Werner Cyprys ihre Auflösung bekannt. Ebenfalls Mitglied bei den Teddies und den Cyprys: Karl Geithner. Von ihm als Arrangeur und Produzent existieren auch große Gassenhauer wie „Mein Hobby ist der Damenfußballclub“, „An dem Baume, da hängt ´ne Pflaume“ oder der „Marsch der freiwilligen Jäger“. Als drittes von der Partie: Karl Krysock. Von ihm ist jedoch nichts Konkretes in Erfahrung zu bringen.
Vielleicht als Hobby, womöglich aber auch, um nicht die damalige Omnipräsenz der Lieder von Friedel Hensch & den Cyprys allzu deutlich werden zu lassen, schufen sie Gruppen wie die Teddies und das Roland Trio, welches größtenteils mit ähnlichen Konzepten aus den Transistorradios der Bundesrepublik Ende der 50er hinausschallten. „Endlos sind die Straßen“ – das Single-Cover zeigt übrigens das Schattenprofil eines Mannes mit hohem Kragen und hervorstechendem Kinn vor einem Sonnenuntergang – geht jedenfalls nicht als eines jener amüsanten und kurzweiligen Schlagersüppchen der Friedel Hensch-Truppe in die deutsche Musikgeschichte ein.
Aktuell: Alle drei Mitglieder der Teddies sind bereits lange verstorben, zuletzt Cyprus am 30.7.2000.
Urteil: Etwas zu kasernenartig anmutendes Liedchen über die Sehnsucht nach heimatlicher Geborgenheit. Zu jener Zeit vielleicht aber auch die Wiedergeburt öffentlicher Bekenntnisse zur eigenen Herkunft in Zeiten des Wirtschaftswunders.
Jan