Datum | 1960 |
höchste Platzierung | 1 |
Album | – |
Website | – |
LĂSSIGE SCHLAGERGRĂTZE FĂR MUTTIS
Deutschland, ein Land der Gastarbeiter – diese Tradition der Einwanderungskultur machte sich in den Jahrzehnten nach dem Krieg nicht nur in der Arbeitsmarktpolitik, sondern auch in diversen kulturellen Bereichen bemerkbar. Vor allem die hierzulande riesige Vorliebe fĂŒr niederlĂ€ndische Schlager-Erzeugnisse sicherte vielen jungen aufstrebenden Musikern aus dem Tulpen-Land ein regelmĂ€Ăiges wie sicheres Einkommen in der Bundesrepublik. Aber auch unsere benachbarten Freunde aus dem Norden erfreuten sich am musikalischen Asyl: DĂ€nische GröĂen wie Gitte Haenning oder Vivi Bach erfreuten sich an vorzĂŒglichen Erfolgen in den deutschen Hitparaden, dank rudimentĂ€rer Sprachkenntnisse mit dem notwendigen Exoten-Charme, versteht sich.
Sieh mal da, sowas gabÂŽs auch schon mal noch frĂŒher in jung. Zwei zuckerschnuckelige Teenies, die aussehen, als mĂŒssten sie direkt nach dem Auftritt zu ihrer Kommunion, mit beeindruckend hervorstechenden Zahnreihen und gespielter Sinatra-Pose, das waren die beiden dĂ€nischen BrĂŒder Jan und Kjeld Wennick. Und sie preisen mit ihrer jugendlichen Leichtigkeit einem der zu ihrer Zeit beliebtesten, heute nahezu unbeachteten Instrumente an: dem Banjo. Das Zupfinstrument, sowohl in der vier- und fĂŒnf- als auch sechssaitigen Variante verfĂŒgbar, wurde von westafrikanischen Sklaven entwickelt, findet sich zuweilen noch in manch Jazzcombo wieder und hat – vielleicht auch aufgrund seiner etwas ulkigen pfannenförmigen Form – nie wirklich die MusikschĂŒler fĂŒr sich gewinnen können. Zumindest nicht wie sein unmittelbarer Kollege Gitarre oder die verwandtschaftlich Ă€hnlich angesiedelte Geige. Aber wie souverĂ€n und lĂ€ssig Jan & Kjeld ihre Banjos bedienen und diese mindestens genauso souverĂ€n lĂ€ssige SchlagergrĂŒtze herunternudeln, ist echt bemerkenswert. Ăhnlich wie Heintje, der ein paar Jahre spĂ€ter fĂŒr einen erhöhten Papiertaschentuchverbrauch bei deutschen GroĂmĂŒttern sorgte, muss dieser Effekt auch bei den beiden 14- und 16jĂ€hrigen dĂ€nischen BrĂŒdern den Ausschlag gegeben haben – solch ein Riesenerfolg konnte nicht auf Grundlage von Texten wie diesen möglich sein: „So ein sing sage dige dage, sing song unterm blauen Himmelzelt, ist das sing sage dige dage, sing song allerschönste von der Welt.“10 Wochen auf Platz 1 in den deutschen Charts, 29 Wochen Top 10 – boah.
Dass sich sowas mit originellen NachzĂŒglern wie „Tingelingeling, mein Banjo singt“ oder „Jan & Kjeld mit ihren Banjos“ nicht wiederholen lassen wĂŒrde, mussten die beiden bald auch einsehen. Man kann schlieĂlich auch nicht sein ganzes Leben mit Banjo-Gedudel verbringen. Oder etwa doch?
Aktuell: Ein paar Nostalgie-Auftritte, einige wenige Auftritte in dĂ€nischen TV-Serien, aber ansonsten haben sich Jan & Kjeld offenkundig ins private banjo-freie Leben zurĂŒckgezogen.
Urteil: Putziges Duo, das mit dem „Banjo Boy“ ein federleichtes SchlagerstĂŒckchen aufbereitet. NatĂŒrlich leichte Kost, natĂŒrlich schamlos auf Mutterinstinkte abzielend, aber diese kleinen dĂ€nischen Buben sind doch einfach zu schnucklig.
Jan