HALBTRUNKENE TANZTALENTE
Anfang der 90er Jahre, die Eurodance-Welle steht kurz vor ihrem gnadenlosen Ausbruch, um ganz Europa mit schwedischen Zahnärzten, Schweizer Hampelmännern und HP Baxxter zu überschwemmen, da treffen sich in irgendeinem heruntergekommenen Club – wir vermuten mal in London – ein paar halbtrunkene Tanztalente und quatschen den DJ an. Und schon wurde eine der einflussreichsten Techno-Acid-House-Jungle-Bands Großbritanniens gegründet, die Tänzer: Leroy Thornhill und Keith Flint, das Genie an den Turntables: Liam Howlett. „Charly“ (1991) und „Out Of Space“ (1992) waren bereits das abgedrehteste und innovativste, was man zu jener Zeit in Sachen Sampling machen konnte, „No Good“ war dann für The Prodigy der Start ins Mainstream-Zeitalter.
„You´re no good for me, I don´t need nobody“ fiept eine gepitchte Kelly Charles auf treibenden, hektischen Beatattacken und gnadenlos wummernden Basslines, im Musikvideo trifft sich die leicht angejointe Crew auf einer Undergroundparty im verlassenen Fabrikhallenambiente und berauscht sich an sich selbst – der Song, der Clip, wer die Jungs nicht cool fand, war sowas von uncool. „No Good“, ein Titel, der selbst von den hiesigen Jugendsendern in Berlin trotz Heavy Rotation nicht tot gespielt werden konnte.
Schade, dass die Jungs an die Qualität der ersten beiden Alben und dieses Chartshits nie mehr wirklich anknüpfen konnten.
Urteil: Zeitlos gut, längst nicht mehr so cool wie früher, und doch ein echtes Meisterwerk, komplett am Mischpult entstanden. Die 90er waren ja schließlich nicht nur schlecht. (9 von 10 Punkten)
Jan