PARTY VS. EHE
Drei Songs von Seeed haben es bis jetzt in die Top Ten der deutschen Charts gebracht. Zwei davon kommen vom gleichen Album. Kein Wunder, dass diesem Album ein schlechter Ruf nacheilt: Seeed seien kommerziell geworden.
Die Gruppe wird immer populärer. Genau das ist ja das Problem. Seeed ist eine außergewöhnliche Formation. Vor Seeed gab es keine auch nur vergleichbare Band in Deutschland. Einerseits bestechen sie durch Originalität und Einfallsreichtum, andererseits haben sie erst den Top Ten-Charterfolg mit jenem Album, bei dem ihnen Kommerz vorgeworfen wird. Haben Seeed sich nun verraten oder sind sie einfach nur den nächsten Schritt gegangen? Darf eine Band nun ein erfolgreiches Album veröffentlichen und dabei sich selbst treu bleiben?
Die Frage lässt sich beantworten, indem wir uns die erfolgreichsten Songs anhören. Fangen wir doch einfach mit “Ding” an.
Wir hören einen basslastigen, aber interessant gestalteten Beat. Man könnte fast dazu marschieren. Außergewöhnliche Samples flitzen quer über das Soundspektrum und dazu hören wir Peter Fox’ abwechslungsreiche Texte, die eine amüsante Geschichte erzählen. Ja, es ist Seeed. Definitiv!
“Ding” ist ein mitreißender Song über einen alternden Ex-Partygänger, der vor einem verständlichen Problem steht: Wie vereinbart man(n) Partys und Eheleben? Tja, der Song schildert die Gedankengänge, die dem Protagonisten durch den Kopf gehen.
Ich habe es ja schon am Anfang gesagt. Wir haben es hier immer noch mit der Berliner Kultband zu tun, wie wir sie vorher kannten. Wir alle werden eben älter und entwickeln uns. Trotzdem ist es möglich, sich treu zu bleiben. Der Protagonist schafft es rechtzeitig durch zu viel Alkoholkonsum und der sich daraus ergebenden Unfähigkeit, die Schäfchen ins Trockene zu bringen, seine Ehe zu retten und Seeed schafft es, einen coolen, witzigen neuen Song zu schreiben, der sehr gut auf das neue Album “Next!” passt, obwohl der Band “Kommerz” vorgeworfen wird. Ich kann immer noch lange, verwirrende Sätze schreiben und dabei den Zusammenhang nicht außer Augen verlieren und wir alle sind glücklich.
Ingo
