Datum 2003
höchste Platzierung 10
Album The Stadium Techno Experience
Website http://www.scootertechno.com/

WUMMERBEATS, 80ER COVER – WIE GEHABT

RĂŒckblickend betrachtet war 2003 kein besonders ereignisreiches Jahr. George W. Bush probierte sich diesmal als Kriegstreiber im Irak, Schröder machte sich mal wieder mit unpopulĂ€ren Steuerreformen beliebt, Michael Schumacher kassierte erneut einen Weltmeistertitel in der Formel 1. Aber sonst? Popmusikalisch? Nichts Bemerkenswertes.  Scooter kalauerten weiter in den Charts mit. 15. Top-10-Hit (gĂ€hn!), ein 80er-Cover (schnarch!), jede Menge Titten im Video (och nö…). Wer Abwechslung will, soll doch ins Phantasialand. Oder in den Heidepark Soltau. Oder ins Disney World, aber das ist gar nicht mal so billig, da kostet allein der eintĂ€gige Aufenthalt nahezu 100 Dollar pro Person, allerdings muss man ja noch den Flug nach Florida und die Anfahrt berechnen und… ok, gut jetzt, zurĂŒck zu …seufz… Scooter.

„The only way to have a friend is to be a friend. I am the great one that tried. Passed on the mic like Michael Knight.“ Soweit H.P. Baxxter mit der Kernaussage dieses Songs, mit dem Valerie Dore 19 Jahre zuvor einen klassischen One-Hit-Wonder landete. WĂ€hrend die Ursprungsfassung der Italienerin durch einen eher gemĂ€chlichem Beat und fast sphĂ€rische SynthiklĂ€nge gekennzeichnet ist, hauen Scooter die ĂŒblichen ravelastigen Wummerbeats in die Lautsprecher, zu welchem wiederholt (und zum vorerst letzten Mal) nach „Posse“, „Nessaja“, „Weekend!“ etc. der gepitchte Leadgesang den Refrain herunterdudelt. „Gelungener Wurf“, „langweilig“, „passt schon“ – bei Amazon sind sich auch die trash-gestĂ€hlten Scooter-AnhĂ€nger ĂŒber das zweite QualitĂ€tsprodukt aus dem Album „The Stadium Techno Experience“ nicht wirklich einig.

DafĂŒr boten H.P., Rick und Jay mit dem Musikvideo die nötige Erotik fĂŒr ihre AnhĂ€ngerschaft: Im klinisch-kĂŒhlen Ambiente eines Operationssaals ein paar formschöne Models auf den Tischen zu drapieren und den Portier angesichts der höchst lebendigen Kundschaft quer durch die ganzen RĂ€ume zu hetzen, ist zwar weniger logisch und nachvollziehbar, dafĂŒr umso netter anzusehen. Oder um es mit einem Wort eines begeisterten YouTube-Kommentators auszudrĂŒcken: „Tiiiiiiiiiiiiiiiiiiittööööööön!“ PrĂ€zise. Äußerst prĂ€zise formuliert.

Einen haben wir noch, einen erwĂ€hnenswerten „Shout“ vom Scooter-Frontmann: „Don’t be afraid, it’s just my work. Comin‘ up bringing the words. Soon I’ll have ya movin‘ in time. It ain’t my fault, just the lyrics that rhyme.“ Ach, es hat doch keinen Zweck. 2003 war schlichtweg ein dröges Jahr.

Aktuell (2019): Das 20jĂ€hrige JubilĂ€um begingen die End-Vierziger mit der Wiederveröffentlichung all ihrer bisherigen Alben. Macht Sinn – die jĂŒngsten Single-Veröffentlichungen waren allesamt kommerzielle Flops. Zum 25-JĂ€hrigen gibt es dafĂŒr eine ausgedehnte Tournee.

Urteil: BezĂŒglich Tempo und Soundbombast vergleichsweise zurĂŒckhaltender „Funtechno“-Wurf, welcher dem kraftlosen Original auch nicht viel von dessen mĂ€ĂŸigem Glanz raubt.

Jan

Scooter – The Night
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