DĂśRFTIGER QUICKIE EINES FOXTROTT-TEENIES
Wie war es damals so, als man ein junger Teenager war? Beispielsweise im Alter von etwa 14 Jahren? Täglich bis mindestens 13:25 Uhr Schule, danach Mittag essen bei Mama, nachmittags Hausaufgaben machen, sich mit dem besten Kumpel am Eisstand treffen, abends vielleicht noch zum Hockeyverein oder Besuch vom Gitarrenlehrer. Mist, immer noch nicht für die Mathe-Klausur am Freitag gelernt, na gut, morgen ist ja auch noch ein Tag. So war das damals, so etwa, mit 14.
Beim britischen Schlagerträllerer Laurie London sahen die Tage in jenem Alter wohl etwas anders aus: Papa traf sich am laufenden Band mit Produzenten, Verlegern und Managern von Parlophone, Mama bügelte die Kleidung des Jungen für die Homestory vom „Melody Maker“ und Laurie studierte zum wiederholten Male den Text für seinen neuen Song „Boomerang“ ein. Da hatte sein überraschender Welthit „He´s Got The Whole World In His Hands“ gerade schon bereits einmal den Globus umkreist und für deprimierende Eintönigkeit in den britischen Hörfunkanstalten gesorgt – mehr Dauerschleife ging nicht mehr. Nun hieß es, dringendst nachzulegen, und schnell eine gewinnträchtige Gesangskarriere des jungen Londoners zu realisieren. Folge: Schulabbruch, Finito mit Hausaufgaben und Hockeyturnier. Stattdessen sollte der überragende Erfolg, den Laurie vor allem in den USA erzielt hatte, nicht nur konserviert, sondern so fix wie möglich ausgebaut werden. Aber dort interessierte man sich inzwischen eher für das Kingston Trio, Tommy Edwards und Ricky Nelson. Laurie London kehrte nicht mehr zurück in die Charts, dafür kam die Plattenfirma EMI auf die Idee, den jungen Burschen für den deutschen Markt heranzukriegen – natürlich in deutscher Sprache und mit ordentlichem Foxtrott-Einschlag, davon bekamen die „Krauts“ schließlich nie genug. Und so war es zwar Essig mit der großen Karriere jenseits des Atlantiks, aber zwischen Elbe und Donau schlich er sich mit dem kafkaesken Titel „Bum-Ladda-Bum-Bum“ in die Top 10 – bevor er für immer verschwand.
Eine Mischung aus Drafi Deutscher und Peter Kraus bietet das Stück, und inhaltlich? „Als ich neulich aus der Schule kam, und den nächsten Bus nach Hause nahm, wurde ich erst rot und dann ganz blass, ratet mal wer vor mir saß…“ Heinz Erhardt hätte daraus noch eine präzise Pointe gezaubert, aber Fred Seltzer, der diese Reime erschuf und sich relativ wenig am englischen Original des Songs orientierte, wusste genau, wie leicht verdaulich solch ein Songtext nun mal sein musste.
Aktuell: Und so dachte Laurie London offenbar auch und wechselte ins Immobiliengeschäft. Später führte er bis 2000 ein Hotel in Sussex.
Urteil: Naja, nicht doll. Während der Wahnsinnserfolg „He´s Got The Whole World…“ mit Goldkehlchen, juveniler Niedlichkeit und entzückender Melodie auftrumpfen konnte, fühlt sich „Bum-Ladda-Bum-Bum“ wie ein dürftig zusammengeschusterter Quickie für alkoholgeschwängerte Tanzlokalabende an. 4 von 10 Punkten.
Jan