PERFEKT TREIBENDE RHYTHMUSLAWINE
Perfekte Selbstinszenierung, perfekte Choreografien, perfekter Sound – all die Eigenschaften, die man ihrem Bruder nachsagte, trafen auf sie mindestens genauso zu: Janet Jackson war Mitte der 80er nicht nur die weibliche Entsprechung dieses Gigamegasuper-Stars, zu dem man Michael erhob, sie war die ultimative Popdomina dieses Jahrzehnts. Und während die junge kesse Madonna noch allzu berechnend ihre sexuelle Selbstbestimmtheit skandalträchtig zu vermarkten versuchte, war Janet Jackson schon längst viel weiter in ihrer Karriere und sorgte bei Fans und Kritikern gleichermaßen für faszinierte Entzückung: Eine Powerlady, eine besonders hübsche sogar, die den musikalischen Zeitgeist so präzise erfasste und den Coolnessfaktor mit jedem neuen Album noch weiter hochschraubte – so etwas gab es damals nicht und konnte eigentlich nur dem Jackson-Clan entspringen.
Perfektion, wie bei allen Mitgliedern dieser außergewöhnlichen Musikerfamilie, Perfektion war das Leitmotiv jedes Auftritts, jedes Songs, jedes einzelnen Beats – und was Janet anno 1986 mit ihrem dritten Album „Control“ fabrizierte, war eine pure, konsequente, treibende Rhythmuslawine, ein kühl-distanzierter 80er-Synthi-Sound, der dieses Jahrzehnt im besten Sinne hochleben ließ. Soviele tanzbare wie gleichermaßen mitreißende Hits würde man nicht einmal auf einem Italo Disco-Sampler wiederfinden, und wenn schon Balladen, dann eine durchdringend-melancholisch-triefende wie „Let´s Wait Awhile“. Der beste Song aus „Control“: „What Have You Done For Me Lately“, der zweitbeste: „Nasty“.
Singend, schreiend und rappend flucht sie gegen die „bösen Jungs“, die da draußen herumlaufen und verlangt Respekt, und übrigens heißt sie nicht „Baby“, sondern „Ms. Jackson“, wenn sie nicht aufhören können, sich „nasty“ zu verhalten. Wenn das mal kein Selbstbewusstsein ist – wer unter Joseph Jackson überlebt hat, muss wohl eh genug davon mitbringen. Der Song ist ein monotones Rhythmusstakkato, das mit karger Instrumentierung, aber krachenden Percussions bemerkenswert viel Energie versprüht, wie es der Janet Jackson der 90er und 2000er Jahre nie mehr ansatzweise gelang. Es waren die meisterlichen Jahre eines weiblichen Superstars, das im hochgeschlossenen schwarzen Outfit soviel mehr Erotik ausstrahlte als es ein „versehentlich“ gezeigter Nippel der gleichen Künstlerin, welcher viele Jahre später die Öffentlichkeit eroberte… Nasty, Janet!
Urteil: Grandioses Album mit einer Knaller-Single-Auskopplung, R&B findet hier zu neuer Virtuosität und wird zukunftsweisend! 9 von 10 Punkten.
Jan