Datum | 2003 |
höchste Platzierung | 4 |
Album | The Last Temptation |
Website | – |
BEHÄBIGER SOFTRAP AUF TOTO-BELAG
Ein guter Tag für Jeffrey Atkins alias Ja Rule, dieser 7. Mai 2013: Nach zwei Jahren im Gefängnis wurde der US-amerikanische Rapper in die Freiheit entlassen. Verurteilt wegen Schusswaffenbesitzes sowie Steuerhinterziehung hätte er noch knapp drei Monate länger sitzen müssen, nun aber durfte er den Rest der Zeit im Hausarrest verbringen. Er wolle die Zeit nutzen, um seine Memoiren zu vollenden, so seine Sprecherin gegenüber der Presse – und vielleicht auch ein wenig, um die Scherben seiner Karriere zusammenzukehren, die Anfang des neuen Jahrtausends so vielversprechend begonnen hatte.
Hip Hop-Produzent Irv Gotti, der bereits Ashantis Karriere erfolgreich ankurbelte, vermittelte Ja Rule an den Def Jam-Boss Lyor Cohen, der sich Ende der 90er Jahre des 23jährigen New Yorkers annahm. Bereits sein Debüt-Album „Venni Vetti Vecci“ (1999) verkaufte sich auf Anhieb mehr als 2 Millionen Mal, danach folgten die Platz 1-Alben „Rule 3:36“ (2000) und „Pain Is Love“ (2001). Ja Rule kollaborierte mit den ganz Großen der Branche, mit Missy Elliott, Jennifer Lopez („I´m Real“), DMX und Jay-Z. Doch der Stern verglühte schnell: Als „Reign“ 2003 in den deutschen Hitparaden landete (in den USA wurde der Song nicht veröffentlicht), begann Ja´s Laufbahn bereits allmählich abzuschmieren. Einen großen Beitrag dazu leistete der Rapper letztlich selbst, als sich die mediale Aufmerksamkeit zunehmend auf den jungen Emporkömmling 50 Cent konzentrierte und Ja Rule sich in einen ewig andauernden „Beef“ mit seinem neuen Widersacher aufrieb. 50 Cent erschien jedoch nun als der glaubwürdigere Prolet mit zudem enorm großer Credibility – und zudem als der bessere wie erfolgreichere Rapper.
Vielleicht sorgte aber auch die zunehmende Europäisierung des Hip Hop-Sounds in den 2000er Jahren für den vorübergehenden Abgesang des Ja Rule – „Reign“ offenbart sich als ein solches Beispiel: Das Toto-Sample von „Africa“ wabert ein wenig verloren immergleich durch die drei Minuten, in denen sich der trocken-kratzige Bariton-Gesang des Rappers mit den im Refrain dramatisch intonierten Zeilen „I think the reign is callin murder“ abwechseln. In der Amazon-Rezension zum zugehörigen Album „The Last Temptation“ beschreibt man den Einsatz des „Africa“-Samples gar als „plump und schwerfällig“. Im Musikvideo wird zwar die gewöhnliche Rapper-Crime-Story anhand Ja Rules Biografie und samt zutiefst pathetischem Finale zum wiederholten Male aufgearbeitet, aber immerhin durfte man überraschend Patrick Swayze´s Auftritt bewundern.
Auf seiner Website gibt sich Ja Rule inzwischen deutlich zugeknöpfter als noch zu seinen glanzvolleren Zeiten, in denen nahezu jedes Cover von seinem muskelbepackten und durchtätowierten Oberkörper geziert wurde. Im eleganten weißen Anzug und mit Zigarre in der Hand kündigt er sein neues Album „The Mirror“ an – das war allerdings bereits 2007…
Aktuell: Ja Rule machte zuletzt auf sich aufmerksam, als er das Luxus-Festival Fyre spektakulär in den Sand setzte.
Urteil: Aufgrund des behäbigen Samples etwas bemüht wirkendes Rapstück, bei dem man sowohl textliche Tiefgründigkeit als auch schlichtweg die coolen Rhymes vermisst. Sich die alten Toto-Platten zu Gemüte zu führen, lohnt sich dagegen umso mehr.
Jan
Bildquelle: Universal Music