TRENNUNGSBALLADE ZUM MITGRÖLEN
Im Jahr 1961 traten in vielen Bereichen so einige Veränderungen in Kraft, die die Welt für immer prägen sollten. In der Politik gab es einen Machtwechsel an der Westfront und einen spektakulären Mauerbau, in der Wissenschaft staunte die Welt nicht schlecht über den ersten bemannten Raumflug und in der Kultur, besser gesagt in der Musik, startete eine unbekannte junge 12jährige eine bis heute andauernde Gesangskarriere, indem sie einen Talentwettbewerb der BBC gewann.
Zugegeben, manche Ereignisse mögen wichtiger als andere gewesen sein, aber schließlich passieren neben der Geburt von neuen Sternen in der Musiklandschaft noch andere erwähnenswerte Geschehnisse in der Welt, die nicht unangesprochen sein sollen.
Doch zurück zu den Stars. Ireen Sheer wurde 1949 in Romford, England, geboren und wuchs dort zweisprachig auf, da sie eine deutsche Mutter und einen britischen Vater hatte. Das sollte sich noch als großer Vorteil für sie auswirken. Denn als sie 1970 ihre Solokarriere startete und diverse Songs in englisch performte, viel den Produzenten irgendwann ein, dass ihre Neuentdeckung ja auch deutsch spricht. Kurzerhand wurde also der Hit “Hey Pleasure Man” nochmal auf deutsch aufgenommen und in Deutschland unter dem Namen “Oh Holiday” vorgestellt. Das Publikum begrüßte die junge Sängerin mit dem charmanten Akzent von der Insel herzlich und wollte mehr von ihr hören.
Den Durchbruch in Deutschland feierte Ireen schließlich mit ihrem Hit “Goodbye Mama”, der auf Platz 5 der Charts landete. Wie es damals in den 1970er Jahren so üblich war in Deutschland, musste sich auch Ireen Sheer bald als Schauspielerin in einem Schlagermusikverwechslungsfilmdebakel zur Verfügung stellen. Ich habe den Film “Wenn jeder Tag ein Sonntag wär” zwar nicht gesehen, aber ich vermute, er reiht sich nahtlos in die anderen Schlagerhorrorvorstellungen ein, die damals eben so gedreht wurden. Als sie dann auch diese Prüfung mit Bravour gemeistert hatte, war Ireen ein fester Bestandteil deutschen Kulturguts und aus der Schlagerlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Kommen wir aber mal zum Song selbst. Es ist eine Mischung aus Trennungsballade und animierendem Mitgrölsaufsong. Die Nummer hat instrumentalische Elemente in sich, die stark an einen Griechenlandurlaub erinnern. Er handelt von einer Frau, die sich von Ihrer Mutter verabschiedet, um hinaus in die Welt zu ziehen. Insofern ist der Song auch irgendwo biographisch. Der Song ist recht nett arrangiert und wird ebenso nett vorgetragen, haut mich aber überhaupt nicht um. Naja, Schlager ist eben Geschmackssache.
Ingo