ODE AN DIE KARIBIK
Autobiografie, Theaterstück und eine ganze Interview-Serie – Harry Belafonte, immerhin auch schon die 80 weit überschritten, ließ 2012 wieder ordentlich von sich reden.Während er in seiner Heimat schon weitestgehend vergessen scheint, wird ihm in Europa noch immer große Anerkennung entgegengebracht. Sein Lebenswerk rechtfertigt dies allemal.
Schon früh sah sich der US-Amerikaner vor allem in der Rolle des Bürgerrechtlers, des Anprangerers, des Weltverbesserers, heute ist er hauptberuflich UNICEF-Botschafter und ein engagierter Kämpfer gegen Apartheid auf der ganzen Welt. Als Musiker und Schauspieler war er in den 50er Jahren auf dem Weg zum Weltstar – dem Grandseigneur der Showbühnen, Frank Sinatra, konnte er jedoch nicht annähernd den Rang ablaufen. Dafür schuf er einige Hits für die Ewigkeit, und brachte erstmals karibische Klänge in die internationalen Hitparaden. Nachdem bereits der „Banana Boat Song“ Belafonte ein Denkmal gesetzt hat, legte dieser mit dem sehr balladesken Stück „Island In The Sun“ nach.
Es ist eine Ode an die Karibikinsel, an die „Küsten meiner Insel“, die „mir immer Heimat sein werden“. Er preist die Wälder, das Wasser und den Strand, die hart schuftenden Frauen und Männer, welche Zuckerrohr ernten und Fische fangen sowie den Karneval und die „philosophischen Calypsolieder“. Sowie in Deutschland zu jener Zeit, mitten in den 50er Jahren, vor allem die Seefahrt, die Südsee, das Fernweh die zentralen Themen heimischer Sehnsuchtsfantasien in den Schlagern jener Zeit darstellten, wuchs jenseits des Atlantiks die Neugier auf die Exotik der Karibikidylle als Gegenentwurf zur zunehmenden Metropolisierung, die sich in den USA breitmachte – und Belafonte griff dies mit Songs wie „Island In The Sun“ sehr geschickt auf. Seine Mutter war Hilfsarbeiterin auf Jamaika, er selbst wurde jedoch 1927 in New York geboren und verbrachte lediglich vier Jahre (im Alter von 8 bis 12) in der Heimat seiner Mutter.
Sei´s drum – dieses kurze, sehr bedächtig wirkende und ausschließlich in Dur gehaltene Lied, mit zarter Stimme besungen, ist wie die anderen Werke Belafontes aus Alben wie „Calypso“ und „Belafonte Sings Of The Carribean“ eine gelungene Hymne auf die tropischen Regionen des Atlantiks und deren Lebensgefühl. Verbunden mit seinem sozialen Engagement für die Belange deren Bewohner darf man zurecht ein gutes Gewissen beim Hören seiner Songs haben.
Urteil: Hier stimmt die dezente Instrumentalisierung, der zurückhaltende Gesang und der hymnische Charakter des Textes – ein schöner Song eines großen Mannes. 8 von 10 Punkten.