HIPPIE-SOUND IM DANCE-GEWAND
Im Mai 1967 hatte Scott McKenzie der Hippiekultur einen unvergesslichen Song geschenkt. Das Loblied auf die nordkalifornische Metropole und das “Hippie-Mekka” wurde zur Hymne der alternativen Weltanschauung und gleichzeitig ein fulminanter Charterfolg.
Dieses wirtschaftliche Paradoxon weist darauf hin, dass nicht nur die damaligen Hippies diesen Song gut fanden, denn sonst hätte ja niamand die Platte gekauft.
Jedenfalls hätte damals wohl keiner vermutet, dass der Song später einmal so an die einundzwanzig Mal gecovert werden würde. Eine dieser Coverversionen verdanken wir den Global Deejays; damals noch Global Playboys.
Was macht einen Künstler populär? Im Falle von Scott McKenzie reicht es scheinbar, mit dem richtigen Konzept zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Eine andere Möglichkeit ist, jedes seiner Kunstwerke mit einem unverwechselbaren Stempel zu versehen. Diesen Wiedererkennungswert haben die Global Deejays auf jeden Fall!
Als im Jahre 2004 der Großteil des süßlichen und doch beißenden Dampfes längst aus den kalifornischen Grünflächenanlagen verzogen war, konnte man diesmal wieder die Stimme von McKenzie durch die Baumwipfel und raschelnden Blätter hören. Zumindest, wenn ein Europäer in der Stadt war, denn die Amis mochten damals die Dance-Musik noch nicht so sehr. Diesmal lag es aber nicht am Plattenspieler, wenn jene Stimme etwas zu hoch klang. DJ Taylor & DJ Flow veröffentlichten ihre Hitsingle “The Sound of San Francisco” und benutzten gepitchte Originalaufnahmen in ihrem modernen Dancetrack.
Ebenso wie schon das Original, war auch die Coverversion der beiden Dance-DJs äußerst erfolgreich und landete in vielen europäischen Ländern auf Platz 1. In Deutschland scheint es zwar mehr Anhänger des Original-Hippiesounds als der moderneren Danceversion zu geben, dennoch gab es immerhin Platz 3.
Hört man sich die folgenden Singles der DJs an, so wird einem schnell klar, was ich mit Wiedererkennungswert meinte. Die Songs gleichen sich schon sehr stark. Sprich, entweder man mag die Songs oder eben nicht.
Es scheint, als war den DJs damals bewusst, dass sie nur wenige, beziehungsweise nur ein Album herausbringen würden. So kam es wohl, dass sie dieses Album in einer Weise produzierten, wie es wohl nur äußerst selten zuvor getan wurde. Denn das Album „Network“ hat wirklich etwas Einzigartiges:
Es wurde so produziert, als hörte man eine einzige lange Radioshow. Es gibt einen Radiomoderator, der die Songs ansagt und witzige Kommentare zwischen den einzelnen Tracks von sich lässt. Für diese Arbeit wurde kein Geringerer als Rik de Lisle engagiert. Vor allem Berliner Radiohörer kennen den berühmten US-amerikanischen Radiomoderator vom ehemaligen Sender RIAS 2, aber auch von diversen anderen Radiostationen. Das Album ist definitiv empfehlenswert!
Wem das Alleinstellungsmerkmal der Global Deejays etwas zu merkwürdig ist, der sollte sich mal die neueren Werke anhören. Er wird feststellen, dass die Djs es geschafft haben, ihr Merkmal auf moderne Art und Weise neu zu interpetieren. Somit wird aus einem einstigen Gegner dieser Musik vielleicht doch noch ein Fan.
Urteil: Ich bin definitv ein Befürworter dieses Stils und stehe sowohl auf die alten als auch die neuen Singles. Macht einfach weiter so und alles Gute! 8 von 10 Punkten.
Ingo