Datum | 2011 |
höchste Platzierung | 5 |
Album | Nothing But The Beat |
Website | http://www.davidguetta.com/ |
SEIFENBLASEN-MUSIK MIT BEATGYMNASTIK
Es gibt SĂ€tze, die vermitteln uns Spannung, Aufregung, Ăberraschendes. Zum Beispiel SĂ€tze wie „Wir bekommen ein Baby!“. Oder: „Ich habe sechs Richtige!“ Oder: „Herzlichen GlĂŒckwunsch, hier dein iPhone!“ Und es gibt SĂ€tze, bei denen wir laut aufgĂ€hnen, die uns langweilen oder manchmal auch einfach nur Ă€rgern. Wie beispielsweise: „Die Woche bleibt es regnerisch.“ Oder: „Die haben schon wieder die GebĂŒhren erhöht.“ Oder: „David Guetta hat eine neue Single herausgebracht.“ Obwohl, wollen wir nicht doch lieber ĂŒber das Wetter sprechen?
Wer erst mit Anfang 40 seinen Karrierehöhepunkt als DJ erreicht und danach mit exorbitanter HartnĂ€ckigkeit diesen Status unter allen UmstĂ€nden, aber vor allem mit Hilfe einer kaum ĂŒberschaubaren Veröffentlichungsflut zu verteidigen versucht, muss ein groĂer sein. Der französische House-DJ David Guetta ist wohl ein solcher und hat es zwischendurch geschafft, nicht nur eine „Featuring“-Zusammenarbeit (oder nennen wir es Kollaboration) nach der anderen an Land zu ziehen, sondern schlichtweg zu nerven. SpĂ€testens bei seinem fĂŒnften Album „Nothing But The Beat“ verlor man endgĂŒltig den Ăberblick, jagte er doch aus dieser Platte unfassbare neun (!) Single-Auskopplungen in die MusiklĂ€den und Downloadportale, von denen sich nahezu jeder Song irgendwann irgendwie platzieren konnte. Das sind Michael Jackson-Werte, allerdings einige Stockwerke tiefer angesiedelt.
Die erste Single: „Where Them Girls At“, unter freundlicher Mitwirkung einer pink zugetuschten Hip Hop-Barbie namens Nicki Minaj und der proletenhaften 90er-Revival-Maschine Flo Rida, die sich in dem Track gegenseitig auf 130 BPM schneller wie tumber Beatgymnastik die „Du bist heiĂ und ich mag deinen Körper“-Vocals zublöken. Wen David Guetta nicht nervt, weil er hier solch uninspirierte Synthi-Paste durch die sich stĂ€ndig wiederholenden Akkorde gleiten lĂ€sst, den nervt Nicki Minaj, weil ihr bearbeiteter Rapgesang wie live aus einem Heliumballon klingt, und wer die noch ertrĂ€gt, muss schlieĂlich bei Flo Rida kapitulieren. Einfach weil man es bei ihm muss, sogar ohne Grund. BrĂ€uchte es hierfĂŒr einen angemessenen, wenngleich auch nicht musikwissenschaftlichen Begriff, braucht man sich nur das Musikvideo vor L.A.-Kulisse und hirnlos zappelnden Badeanzug tragenden Models anzuschauen: Seifenblasen-Musik.
Wenn Lieder irgendwann klingen, als wĂ€ren sie auf dem Linienflug von Ibiza nach Paris per Mix-Software Ă la „Ots Turntables“ kurz vor dem Landeanflug zusammen geschustert worden (und von denen haben wir in den deutschen Charts nun wirklich einige anzubieten!), dann nĂŒtzen auch keine vielköpfigen Produzenten-Crews, die auf der Platte erwĂ€hnt werden, auch keine Gaststars, die sich zum Einsingen garantiert nicht aus ihrem Homestudio herausbewegt haben und auch kein groĂer Name wie eben David Guetta.
Bringen wir es also auf den Punkt und entgegnen dem letzten der drei anfangs erwĂ€hnten und uns hĂ€ufig langweilenden SĂ€tze, mit einem den Titel angemessenen und sĂŒffisant vorgetragenen: „Na und?“.
Aktuell: Guetta bietet Single-Veröffentlichungen am laufenden Band, zuletzt brachte er „Ring The Alarm“ mit Nicky Romero heraus, letztes Album: „7“.
Urteil: Es ist ja nicht so, dass nicht auch die ein oder andere Popperle dabei wĂ€re – „Sexy Bitch“ ist cool, „One Love“ auch, und einige ab „Titanium“ (2011) ebenfalls. Dieser hier ist es meiner Meinung nach nicht, hier fehltÂŽs an jeglicher OriginalitĂ€t, dafĂŒr ĂŒberwiegen nervige Vocals und ein schnell abgenudelter Refrain.
Jan